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Der Schriftsteller Clemens Meyer, Sieger in der Kategorie Belletristik des Bayerischen Buchpreises

© dpa/Uwe Lein

Bayerischer Buchpreis für Clemens Meyer: Als er träumte

Die Jury des Bayerischen Buchpreises entschied sich für „Die Projektoren“ und nicht die Romane von Martina Hefter und Alexandra Stahl. Ob Meyers literarische Seele nach der Frankfurter Buchpreis-Aufregung nun zur Ruhe kommt?

Stand:

Na also, geht doch. Jetzt hat auch Clemens Meyer einen ersten Literaturpreis für „Die Projektoren“ bekommen, den mit 10.000 Euro dotierten Bayrischen Buchpreis. Seiner Ansicht nach hätte er für diesen Großroman vor Wochen schon unbedingt den Deutschen Buchpreis bekommen müssen.

Enge Abstimmung

Allerdings war es eng, so der Eindruck während der Abstimmung der dreiköpfigen Jury in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchener Residenz. Es ging am Ende um Meyers Roman und den von Martina Hefter, „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, der eben Mitte Oktober zum lautstarken Entsetzen Meyers mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden war.

Nachdem „FAZ“-Literaturchef Andreas Platthaus so gar nicht von seinem Favoriten lassen wollte und seine Jurykollegin Marie Schoeß vom Bayrischen Rundfunk sich schließlich von ihrer Favoritin Alexandra Stahl losgesagt und für Hefters Roman gestimmt hatte, war es am Juryvorsitzenden, dem „SZ“-Redakteur Cornelius Pollmer, der „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ für den Preis vorgeschlagen hatte, die Entscheidung zu fällen. Und Pollmer sagte, wie wohl er sich auch immer dabei gefühlt haben mochte: „Die Projektoren“.

Gut, besser, noch besser

Von einem Für und Wider oder einer erbitterten Diskussion war zuvor jedoch nichts zu spüren: Die Jury erging sich bei allen drei Büchern in überschwänglichen Lobeshymnen, wie auch bei denen in der Sachbuchkategorie, in der Steffen Mau mit seinem Ost-West-Buch „Ungleich vereint“ den Preis gewann.

Diese öffentliche Juryentscheidung demonstrierte so vor allem, dass Literaturpreise keine sportlichen Wettkämpfe sind. Dass es überhaupt schwer ist, Literatur gegeneinander aufzuwiegen und als „besser“ und „noch besser“ und „nicht ganz so gut“ einzusortieren. Da hilft auch all das literaturkritische Besteck nicht.

Wer schreibt schon für Preise?

Für Meyer wäre es bitter gewesen, zumal aus ökonomischen Gründen, wenn es wieder nicht gereicht hätte, auch all seinen Bekundungen zum Trotz, er schreibe nicht für Literaturpreise. Martina Hefter tut das sicher ebenfalls nicht.

In seinen Dankesworten verzichtete Clemens Meyer darauf, überschwängliche Freude oder Überraschung zu zeigen. Stattdessen sprach er davon, dass Literatur nie an der Oberfläche bleiben, sondern in die Tiefe gehen müsse, „wie ein Echolot“. Und dass sie kämpfen müsse, „immer wieder, um Leser zu gewinnen.“ So viel seltsam aus der Zeit gefallenes, gleichermaßen rührendes Pathos musste wohl sein. Und gut war. Ob „Die Projektoren“ dereinst zum Klassiker werden, Preise hin, Publikumssympathien her, das allein entscheidet sowieso: die Zeit.

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