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Table of Free Voices: 100 Fragen an die Weltgesellschaft

Drei Minuten haben Bianca Jagger, Wim Wenders, Unternehmer Roland Berger und andere Prominente Zeit, um zu antworten. 100 Fragen müssen sie im Laufe dieses Tages bewältigen.

Berlin - Eine schwierige Frage hallt über den Berliner Bebelplatz. "Scheitert der Mensch, weil er Egoist ist?", will der 18-jährige Alain Appel aus der Schweiz wissen. Als Antwort ist nur ein Murmeln zu hören. 112 Experten, darunter Wissenschaftler, Künstler, Unternehmer, Schriftsteller und Menschenrechtsaktivisten beginnen gleichzeitig zu sprechen.

Sie sitzen unter großen Sonnenschirmen an dem mit 38 Metern Durchmesser nach Veranstalterangaben größten Runden Tisch der Welt, dem "Table of Free Voices", und antworten in die vor ihnen aufgestellten Digitalkameras. Das Ende der Redezeit signalisiert eine weiße Rauchwolke innerhalb des Kreises. Eine einzelne Aussage zu hören, ist für die Zuschauer, die sich auf dem Platz gegenüber der Humboldt-Universität versammelt haben, unmöglich.

Schmerberg: Weltweiten Dialog starten

Die Antworten können sie später nachlesen - im Internet. 11.200 werden es am Ende des Tages insgesamt sein. Die Aktion mit dem Titel "Dropping Knowledge" (Wissen abwerfen) soll erst der Anfang eines viel größeren Projekts sein. "Wir wollen einen weltweiten Dialog starten", kündigte der Initiator des gemeinnützigen, nichtstaatlichen Projektes Ralf Schmerberg im Vorfeld an. Der Berliner Filmemacher und sein Team hatten in den vergangenen Jahren weltweit mehr als 50.000 Fragen gesammelt. Ausgewählt wurde schließlich eine möglichst breit gefächerte Mischung.

Das auf dem Bebelplatz gesammelte Wissen wird anschließend auf dem Online-Portal droppingknowledge.org präsentiert. Nutzer der Datenbank können dann eigene Antworten einfügen und die Website somit weiterentwickeln. Vernetzt werden die Antworten nach einer neuartigen Methode, die am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz entwickelt wurde.

Engagement für die Weltgesellschaft

"Sind Marken mächtiger als Regierungen?" ist die erste der komplexen Fragen, worüber sich die Beteiligten die Köpfe zerbrechen. "Alle hier gestellten Fragen sind einzigartig, weil sie gleichzeitig so viel mehr Fragen kreieren", sagt die Menschenrechtlerin Monira Rahman aus Bangladesh. Rahman setzt sich in ihrer Heimat für Opfer von Säureangriffen ein. Gladman Chibememe, der in Simbabwe versucht, mit ökolandwirtschaftlichen Aktivitäten den Hunger zu bekämpfen, möchte bei der Aktion seine Lebenserfahrung teilen. Das die Menschen ihre Einstellung gegenüber Afrika ändern, sei sein Ziel. "Ich möchte den Menschen bewusst machen, dass Unterentwicklung nicht allein ein Problem Afrikas ist, sondern eines der Menschheit", unterstreicht er.

Wim Wenders liegt indes die Frage "Was ist die Religion Gottes?" besonders am Herzen. Seine Antwort darauf wollte er vor der Veröffentlichung im Internet jedoch nicht nennen. Ebenfalls gut gefallen habe ihm aber die Frage, wann wir uns gezwungen sähen, gegen das Gesetz zu verstoßen. Seine Antwort: "Unbedingt". (tso/ddp)

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