BERLINER Chronik: 14. Februar 1961
Die SED gibt sich locker und macht jetzt in Mode, Musik und Film
Das SED-Politbüro kündigt in einem Kommuniqué an, „die gesellschaftliche Ausbildung der Jugendlichen“ voranzutreiben. Viele würden ihre Zugehörigkeit zur FDJ nur als „allgemein üblich“ auffassen, sie sollten sich dort aber „wie zu Hause“ fühlen. Daher sei mit dem „gouvernantenhaften Verhalten“ von Parteifunktionären gegen Jugendliche aufzuräumen: „Es ist nicht richtig, von der mitunter eigenartigen Kleidung eines Jugendlichen sofort auf sein Denken und Handeln zu schließen.“ Großzügiger als bisher seien Jugendklubs, Sportanlagen, Tanzcafés und Vergnügungsparks einzurichten. Die Künstler werden aufgefordert, mehr „spannende Bücher“, zündende Schlager, interessante Theaterstücke und Filme zu schaffen.
Im VEB Industriewerk Ludwigsfelde hatte die Flucht des leitenden Konstrukteurs für Motorroller ein Nachspiel. Wie der Tagesspiegel erfuhr, wurde eine Betriebsversammlung, in der die Republikflucht verurteilt werden sollte, abgebrochen, nachdem einige Mitarbeiter geäußert hatten, Werkleitung und Funktionäre seien mit ihrem Verhalten gegen die „technische Intelligenz“ nicht schuldlos an der Flucht. Gru