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Kulturschlange. Die Gäste der C/O-Galerie brauchten viel Geduld. Foto: Michael Koerner

© michael koerner

Langes Schlangestehen: 3000 Gäste nahmen Abschied von C/O

Das Beste kommt zum Schluss: Zum Abschied der Fotogalerie im ehemaligen Postfuhrhaus kamen tausende Besucher - viele blieben von der Abschiedparty ausgeschlossen, denn es kamen einfach zu viele.

Es ist eine Stehparty im besten Sinne: Unverdrossen reihen sich die Feierlustigen auf dem Bürgersteig an der Tucholskystraße und füllen die Luft mit Geplauder und Zigarettenrauch. Schneeflocken und Eiskristalle setzen glitzernde Akzente auf Pudelmützen und Kapuzenjacken. Es ist Samstagabend gegen halb elf, die Freunde der C/O-Galerie warten auf Einlass. Ralf Josef beispielsweise ist nach anderthalb Stunden in der Schlange seinem Ziel schon ziemlich nahe. Ans Gitter beim Eingang gequetscht, erzählt der bärtige junge Mann vom Ansturm auf die Abschiedsparty der Fotogalerie: „Um zehn vor neun kamen auf einmal alle an, innerhalb von 20 Minuten war hier alles voll.“ Sogar die Polizei ist mit zwei Mannschaftswagen angerückt, um die Menschenmasse auf den Bürgersteig zu dirigieren. Und anscheinend muss man sich nicht nur draußen auf kuschelige Verhältnisse einstellen.

Das ehemalige Postfuhramt ist schnell an die Grenzen seiner Kapazitäten gestoßen. „Wir lassen nur noch 50 Leute rein“, kündigt der Security-Mann an. Sinnlos, sich jetzt noch anzustellen, doch das stört die Leute nicht. Sie ignorieren die Ansage, nippen am Bier und drehen sich vorsorglich Zigaretten. Über 6000 Gäste hatten sich bei Facebook angekündigt – darüber erschreckt, hatten die Veranstalter die Polizei informiert. Diese zählte 3000 Besucher. „Ich habe gehört, dass viele Leute kommen werden, deswegen bin ich hier“, sagt Ralf Josef. Am Freitag war er zum ersten Mal in der Galerie, doch gibt es unter den Wartenden auch alte C/O-Anhänger. 100 Meter weiter, am Ende der Schlange, steht Michael Arnon. Der Amerikaner kommt seit Jahren in die Galerie.

Er will ihr auch im Amerika-Haus treu bleiben: „Wenn es eine gute Ausstellung gibt, gehe ich hin.“ Sein Freund Peter Byl widerspricht: „Der neue Standort ist zu weit ab vom Schuss, er ist nicht mehr auf meinem Radar“, sagt der Niederländer. Doch für viele Galerie-Jünger ist schon die Abschiedsparty unerreichbar. Erwartungsvoll kommen sie die S-Bahn-Treppen herauf. Kopfschütteln, Lachen – schnell tauchen sie wieder ab, weiter zur nächsten Party.

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