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Insgesamt 45 Meter lang war der Tunnel von der Tiefgarage bis in die Bank.

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Update

Filmreifer Bankeinbruch: 50 Hinweise zu den Tunnel-Gangstern

Nach dem filmreifen Einbruch in eine Volksbank-Filiale in Steglitz ist klar: Der Tunnel ist 45 Meter lang und nicht einsturzgefährdet. Im Dunkeln liegt jedoch, warum die Täter nur einen Teil der Schließfächer ausräumten. Haben sie etwas Bestimmtes gesucht?

Zu dem spektakulären Tunnel-Einbruch in eine Berliner Bank sind bei der Polizei bis Mittwochmorgen 50 Hinweise eingegangen. Die Sonderkommission „Tunnel“ gehe den Informationen nach, sagte eine Sprecherin. Unterdessen untersuchten die Experten der Spurensicherung weiter den aufwendig gegrabenen, 45 Meter langen Tunnel. Die Kripo hofft, dort irgendetwas zu finden, das Hinweise auf die Bande der Einbrecher gibt. Das könnten Gegenstände wie Kleidungsstücke, aber auch Haare oder Fingerabdrücke sein.

Ein Roboter sollte nach dem filmreifen Bankeinbruch in Steglitz genauere Erkenntnisse bringen: So kam nun heraus, dass der Tunnel, den die Unbekannten von einer Tiefgarage in den Tresorraum der Volksbank-Filiale in der Wrangelstraße gegraben hatten, länger ist als bisher geschätzt – nämlich 45 statt 30 Meter. Am Dienstag scannte der Roboter der Berliner Wasserbetriebe das Innere des Ganges mit Kameras, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Nachdem dann herauskam, dass der Tunnel nicht einsturzgefährdet oder mit Sprengfallen ausgestattet ist, machten sich die Kriminaltechniker an die Arbeit und begaben sich hinein.

Für die Ermittlungsarbeit wurde eine Sonderkommission „Soko Tunnel“ beim Landeskriminalamt gegründet. Bislang seien rund zwei Dutzend Hinweise bei der Polizei eingegangen, denen die Ermittler nun nachgehen.

Mittlerweile ist bekannt, dass die Kriminellen die Einzelgarage mit Rollgitter vor etwa einem Jahr mit gefälschten Papieren gemietet haben. Von dort haben sie den 1,40 Meter hohen und mit Balken abgestützenTunnel zum Kreditinstitut gegraben. Wie es ihnen gelungen ist, die mit Stahlträgern verstärkte Betonwand zum Tresorraum zu durchbrechen und die Sandmassen des ausgehobenen Gangs abtransportieren konnten, ohne dass jemand dies mitbekommen hat, blieb auch am Dienstag unklar.

Die Täter haben laut Polizei ein Drittel der insgesamt 800 belegten Schließfächer aufgebrochen. „Ob sie gestört wurden oder etwas Unvorhergesehenes passiert ist, müssen wir ermitteln“, sagte Polizeisprecher Neuendorf. Doch möglicherweise haben die Gangster, die den Coup lange Zeit vorbereitet hatten, auch etwas Bestimmtes gesucht und waren dann fündig geworden. Die Polizei machte dazu keine Angaben. Auch im Juli 2008 hatten Unbekannte während Sanierungsarbeiten in einer Commerzbank-Filiale am Kurfürstendamm eine Betonwand durchbrochen und hatten 150 Schließfächer leer geräumt. Anschließend legten sie – ebenso wie im aktuellen Fall – Feuer, um Spuren zu vertuschen.

Die betroffene Bankfiliale liegt in der Steglitzer Schloßstraße.
Die betroffene Bankfiliale liegt in der Steglitzer Schloßstraße.

© / Googl Maps

Viele Bankkunden haben nicht nur Bargeld, sondern auch Papiere in den Fächern deponiert. So wie ein 79-Jähriger, der am Dienstag wütend vor der Volksbank-Filiale stand. „Das Geld ist mir egal. Aber was ist mit den Papieren? Meine Sterbeversicherungspolicen, das Stammbuch, die Geburtsurkunde und vieles mehr – die sind vielleicht weg“, schimpft der Rentner, der seinen Namen nicht nennen möchte. Dabei habe man ihm geraten, ein Schließfach zu mieten, falls mal in seiner Wohnung eingebrochen wird. „Zu Hause ist mir nichts passiert, aber hier – das ist doch ein Irrsinn“, sagt er.

Die Kunden würden in Kürze ein Schreiben erhalten, aus dem hervorgeht, welche Fächer betroffen sind, sagte die Volksbank-Sprecherin Nancy Mönch. Ob der Tresorraum mit Videokameras und Sensoren gesichert war, dazu machte sie im Detail keine Angaben. „Der Raum war sowohl architektonisch als auch von der Sicherheitstechnik so ausgestattet, wie es die Versicherungen für einen Tresorraum vorgeben“, sagt sie. „Wir sind genauso erschüttert, dass es den Tätern trotzdem gelang, dort einzudringen.“ Die Sprecherin erzählt, dass Unbekannte bereits im Oktober 2010 versucht hatten, in dieselbe Filiale einzudringen. „Ihnen war ein Einbruch in die Bank gelungen. Von innen versuchten sie, in den Tresorraum zu gelangen“, sagt Mönch. Dies misslang, weil der Alarm auslöste. Die Polizei prüft, ob es einen Zusammenhang zum jetzigen Fall gibt.

Bereits in der Nacht zu Sonnabend soll laut einem Ermittler in der Zentrale eines privaten Wachschutzunternehmens, das für die Filiale zuständig ist, ein Alarm eingegangen sein. Dies sei möglicherweise durch die Vibrationen im Beton ausgelöst worden. Doch die Sicherheitsleute nahmen das Gebäude von außen in Augenschein und fuhren dann wieder weg, ohne ins Gebäude zu gehen. Die Volksbank-Sprecherin machte dazu keine Angaben.

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