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Berlin: 99 Jahre U-Bahn: Original oder Neubau

Bei der Sanierung ihrer Bahnhöfe geht es der BVG wie den meisten Eigentümern von alten Anlagen. Man muss nicht nur die Finanzierung sichern, sondern sich auch mit dem Denkmalschutz einigen.

Bei der Sanierung ihrer Bahnhöfe geht es der BVG wie den meisten Eigentümern von alten Anlagen. Man muss nicht nur die Finanzierung sichern, sondern sich auch mit dem Denkmalschutz einigen. Hier gab es in der Vergangenheit zahlreiche Konflikte zwischen der BVG und den Bewahrern der originalen Bauten. Im Bahnhof Märkisches Museum ruhten die Arbeiten deshalb sogar monatelang. Jetzt aber sind sie fast abgeschlossen.

An dieser 1913 eröffneten Station musste die Gewölbedecke erneuert werden. Durch eindringendes Wasser und Tausalz hatten sich die Fliesen gelockert und drohten, auf die Fahrgäste auf dem Bahnsteig zu stürzen. Die BVG zog eine Zwischendecke aus Brettern ein und ließ darüber die Fliesen komplett abschlagen. Bis der damalige Baustadtrat Thomas Flierl (für die PDS) Anfang 1999 die Arbeiten stoppen ließ. Die BVG hatte sich darauf berufen, das Abschlagen der Fliesen sei mit dem Bezirk und den Denkmalschützern abgesprochen gewesen, diese wiederum erklärten, man habe vereinbart gehabt, die Fliesen nur an den deutlich beschädigten Stellen auszutauschen. Die BVG hat schließlich die grauen und weißen Fliesen nach dem Original nachbrennen lassen. Der neue Bahnhof sieht nun fast aus wie der alte.

Viel Ärger gab es auch bei der Sanierung der Hochbahnstrecke 1996 in Kreuzberg. Die BVG wollte die offene Fachwerkkonstruktion aus der Bauzeit der Strecke durch modernere - und billigere - geschlossene Vollwandträger ersetzen. Schließlich einigte sich der Betrieb nach einem langen Streit mit den Denkmalschützern, drei Straßenbrücken nach dem Fachwerkvorbild nachzubauen und die anderen neuen Teile mit der alten, dann nicht mehr tragenden, Gitterkonstruktion optisch zu verkleiden.

Konflikte zwischen der BVG und den Denkmalschützern gab es sogar beim Belag der Bahnsteige. Die BVG wollte mehrfach den dunklen Asphalt von alten Stationen durch hellere Granitplatten ersetzen, was ihr die Denkmalschützer aber nicht gestatteten.

Allerdings ging die BVG zum Teil auch sehr rigide vor. Auf dem Bahnhof Kurfürstenstraße wurden vor Jahren die Originalfliesen der 1926 nach Plänen von Alfred Grenander eröffneten Station einfach abgeschlagen und durch neue ersetzt, die nichts mehr mit dem Original zu tun hatten. Dagegen ließ der Betrieb jetzt am Bahnhof Deutsche Oper bei der nach dem Brand vom Juli 2000 erforderlich gewordenen Sanierung wieder Fliesen nach dem Originalvorbild anbringen und beseitigte so die Folgen einer Modernisierung.

In Zukunft soll aber alles besser werden. Die BVG habe sich mit den Denkmalschützern geeinigt, bei Rekonstruktionen nicht immer "bis ins letzte Detail" gehen zu müssen, sagt U-Bahnchef Ulrich Deinhardt.

kt

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