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Berlin: Abflug Tegel, Ankunft Tempelhof

Die Airline Germania-Express zieht mit einigen Maschinen innerhalb Berlins um. An der Schließung im Herbst soll das nichts ändern

Kurz vor seiner Schließung steigert der Flughafen Tempelhof die Zahl seiner Passagiere. Nach einem langen Hin und Her hat sich die Fluggesellschaft Germania-Express jetzt endgültig entschlossen, im Sommerflugplan mit zwei Flugzeugen „Fokker 100“ von Tegel nach Tempelhof zu ziehen. Flugziele sind Athen, Istanbul, Wien und Zürich. Die Passagierzahlen nehmen damit zum ersten Mal seit Jahren zu und das Defizit der Flughafengesellschaft wird wohl zurückgehen. Trotzdem will diese den Betrieb in Tempelhof wie geplant im Herbst einstellen. Der Teilumzug erfolgt nach Angaben von Germania-Express-Geschäftsführer Jürgen Branse nicht aus Nostalgie, sondern hat handfeste wirtschaftliche Gründe. Germania-Express wolle weiter expandieren, was in Tegel nicht möglich gewesen sei. Die gewünschten Start- und Landezeiten, Slots genannt, habe es für Germania-Express in Tegel nicht gegeben. Tempelhof dagegen biete freie Kapazitäten.

Außerdem sei die Abfertigungssituation auf dem überfüllten Flughafen Tegel „nicht mehr schön“. Wenn bis zu drei Maschinen gleichzeitig an einem Schalter abgefertigt werden müssten, sei dies eine Zumutung für die Passagiere und die Mitarbeiter. In Tempelhof fühle man sich besser aufgehoben.

Mit den Germania-Express-Flügen müsse die Flughafengesellschaft nun ihre Kalkulation für Tempelhof neu berechnen, ist Bernhard Liscutin überzeugt, der Präsident der Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT). Die ICAT setzt sich für den Weiterbetrieb in Tempelhof ein – zumindest bis zur Aufnahme des Flugbetriebes auf dem künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld. Damit rechnen die Planer nicht vor Herbst 2010. Die Flughafengesellschaft will sich jedoch bereits zum Herbst von der Betriebspflicht in Tempelhof befreien lassen. Darüber entscheidet die Luftfahrtbehörde der Stadtentwicklungsverwaltung. Der Zeitpunkt sei noch offen, sagte gestern die Sprecherin der Verwaltung, Petra Reetz. Das Verfahren sei juristisch schwierig.

Die Entscheidung von Germania-Express, sechs Flüge am Tag über Tempelhof abzuwickeln, werde die Entscheidung dagegen nicht beeinflussen. Liscutin sieht dies anders. Wenn die Flughafengesellschaft durch Germania-Express „nur“ etwa 3000 Euro am Tag einnehme, verbessere sich die Bilanz im Sommerflugplan um gut eine halbe Million Euro. Der Flugbetrieb könne dann nahezu kostendeckend werden, denn die Verluste Tempelhofs stammten zum größten Teil aus dem Immobilienbereich mit vielen unvermieteten Flächen. Die Flughafengesellschaft dagegen argumentiert, der Flugbetrieb verursache die meisten Kosten. Wer Recht hat, muss die Luftfahrtbehörde prüfen. Tempelhof sei vor allem durch den Umzug der Lufthansa und deren mit ihr verbundenen Gesellschaften nach Tegel in die Verlustzone geraten, so Liscutin. Dadurch sei die Zahl der Passagiere um die Hälfte zurückgegangen; im vergangenen Jahr wurden 451000 Passagiere abgefertigt. In Tegel waren es 11,1 Millionen.

Dort will auch Germania-Express weiter präsent sein. Die „guten Slots“ in Tegel werde man behalten, sagte Branse gestern. Ein Komplettumzug nach Tempelhof sei nicht geplant.

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