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Am Mittwoch wurde Reinhard Lakomy zu Grabe getragen.

© dpa

Beerdigung von Reinhard Lakomy: Abschied vom Vater des "Traumzauberbaum"

Am Rosenmontag erfuhr der Sänger und Komponist Reinhard Lakomy von der Diagnose Lungenkrebs. Am Mittwoch haben seine Weggefährten ihn zu Grabe getragen.

Reinhard Lakomy wollte nie im Winter sterben. „Denk' doch nur an die frierenden Leute auf der Trauerfeier“, hatte der Sänger und Komponist seiner Frau und künstlerischen Partnerin Monika Ehrhardt gesagt. Doch das Schicksal hielt sich nicht an seinen Wunsch. Lakomy starb am 23. März im Alter von 67 Jahren, und so standen gestern auf dem kleinen Friedhof im Pankower Ortsteil Blankenburg rund 250 Trauergäste zwei Stunden lang im frostigen Wind, um ihrem „Lacky“ die letzte Ehre zu erweisen.

Die meisten Anwesenden sind mit den Liedern des gebürtigen Magdeburgers aufgewachsen, haben sich in den erzählten Geschichten wieder erkannt, sich auch manchmal daran gestoßen oder sich an Besuche mit ihren Kindern oder Enkelkindern in einer der zahlreichen Aufführungen des erfolgreichen Musicals „Traumzauberbaum“ erinnert. So mancher musste schlucken oder eine Träne unterdrücken, als aus den Lautsprechern Lakomys erfolgreichste Lieder über den Friedhof schallten. Viele erwiesen sich nicht nur beim schon 1972 geschriebenen Erfolgshit „Heute bin ich allein“ als äußerst textsicher. Auch bei den Liedern „Heute fahr' ich nach Prag“ oder „Es war doch nicht das erste Mal“ bewegten viele ihre Lippen.

Monika Erhardt, die 37 Jahre mit ihm verheiratet war und eine gemeinsame Tochter mit ihm groß gezogen hat, erinnerte an sein „kraftvolles und glückliches Leben“. Er sei zwar durch das Abitur wegen Mathe durchgerasselt, aber habe dann seine Erfüllung in der Musik gefunden. Lange vor Udo Lindenberg habe er als Rockmusiker die deutsche Sprache gekonnt eingesetzt. „Er ist der Erfinder des Deutsch-Rock, niemand anders“, sagte sie. Nicht nur in dieser Passage klang eine gewisse Bitternis durch, dass Lakomy nach der Wende nur noch selten im Radio gespielt wurde und die meisten Medien nur wenig Notiz von ihm nahmen. Lothar Bisky, langjähriger Politiker der Linken, erinnerte an „verbreitete und höchst einseitige Beschreibungen“ als „Ost-Künstler“ oder gar „Kinder-Unterhalter“. Lakomy habe das allerdings wenig gestört. „Nie hat er sich den Medien angedient oder sich für sie krumm gemacht.“ Für ihn sei er ein gesamtdeutscher Künstler gewesen, der eine Menge toller Lieder hinterlassen habe.

Lakomys berühmtes Werk: Der Traumzauberbaum
Lakomys berühmtes Werk: Der Traumzauberbaum

© promo

Dem stimmten auch die meisten anderen Gäste wie der Jazzmusiker Klaus Lenz, Peter Meyer von der Puhdys, Gregor Gysi oder der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière zu. „Wir haben sogar gemeinsam musiziert“, erzählte de Maizière. „Ich habe als Anwalt die Scheidung der ersten Ehe von Reinhard Lakomy begleitet und in dieser Zeit Freundschaft geschlossen.“ Angelika Mann, langjährige Bühnenpartnerin, lobte ihn als „unkomplizierten und guten Menschen, der bis zuletzt Kraft ausstrahlte“.

Seit der von den Ärzten am Rosenmontag ausgesprochenen Prognose, dass der Lungenkrebs ihm nur noch eine kurze Zeit zum Leben lassen würde, hat sich Lakomy noch mit vielen Weggefährten und vor allem mit seinem Team vom „Traumzauberbaum“ getroffen. „Mein Mann lehnte sowohl die Chemotherapie als auch andere lebensverlängernde Maßnahmen ab“, sagte Monika Erhardt. „Er hat selbst im Sterben eine unglaubliche Größe gezeigt.“ Deshalb sei auch noch Zeit gewesen, alle notwendigen Dinge zu klären. So werde die Bühnenshow „Traumzauberbaum“, die im nächsten Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum feiere, weitergehen. Erst im vergangenen Sommer habe er die letzten Lieder für die neuen Aufführungen geschrieben.

Witwe und Tochter bei der Beerdigung.
Witwe und Tochter bei der Beerdigung.

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Für das große Haus und das Studio in der Sulzer Straße in Blankenburg haben sich Monika Erhardt und Reinhard Lakomy etwas Besonderes ausgedacht. Dort soll wieder Fröhlichkeit herrschen. Geplant ist die Eröffnung eines Kindergartens unter der Leitung von Olivia Winter, die als „Moosmutzel“ im „Traumzauberbaum“ die jungen Zuschauer begeistert und ausgebildete Kindergärtnerin ist.

Auf Lakomys Grab werden bald Himbeeren leuchten. Das hatte sich der große Künstler mit den langen weißen Haaren, dem Schnauzbart und der Nickelbrille gewünscht. „Leuchten sollen sie“, hatte er gesagt. „Und von der Wärme künden.“

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