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Neue Ideen. Jedes Jahr werden laut Berliner Start-up Report mehr als 600 Unternehmen gegründet, Investoren steckten im Vorjahr rund zehn Milliarden Euro in die Firmen.

© imago images/MASKOT

Agenda 2026 soll Gründer fördern: Berlins Start-ups fehlen Fachkräfte und Frauen

Jedes Jahr werden in Berlin 600 Start-ups gegründet, 2021 wurden zehn Milliarden Euro investiert: Die Szene wird immer wichtiger, doch es gibt Hemmnisse.

Der Fachkräftemangel ist eine Herausforderung für viele Gründer von Start-ups in Berlin. Der Ausbau der Talentförderung ist daher auch einer der fünf Eckpunkte der Berliner Start-up-Agenda 2026, die Spitzenvertreterinnen und Vertreter der Berliner Wirtschaft von IHK, Handwerkskammer am Freitag unterzeichnet haben – auf dem AI Campus unweit vom Nordbahnhof.

Ein weiterer Eckpunkt ist das Dauerthema Diversität und insbesondere der weiterhin geringe Anteil von Gründerinnen. „Es kann nicht sein, dass wir da so grottenschlecht sind“, sagt Stefan Franzke, Chef von Berlin Partner. Er sei kürzlich in Dubai gewesen und habe erfahren, dass dort der Anteil von Frauen in den Start-ups bei der Hälfte liege.

Der Senat wollte mit dem Auftritt von gleich neun Spitzenvertreterinnen und -vertretern bei dem Anlass am Freitag unterstreichen, wie wichtig die Gründerszene für die Hauptstadt geworden ist. Auch die Regierende Bürgermeisterin hatte eigentlich eine Teilnahme geplant, musste sich aber um die Flüchtlinge aus der Ukraine kümmern. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz fiel kurzfristig wegen eines positiven Coronatests aus.

Staatssekretär Michael Biel sagte über die Jungunternehmen: „Sie sind von höchster Bedeutung für das Rückgrat der Berliner Wirtschaft.“ Man habe die Start-up-Agenda daher bewusst als einen von vier Punkten in das 100 Tage-Programm des Senats aufgenommen.

60 Prozent des Wagniskapitals in Deutschland flossen nach Berlin

Jedes Jahr werden laut des neuen Berliner Start-up-Reports mehr als 600 neue Start-ups gegründet. Im Vorjahr steckten Investoren mehr als zehn Milliarden Euro in die Firmen, gegenüber 2020 ist das eine Verdreifachung. Zudem flossen 60 Prozent des in Deutschland investierten Wagniskapitals in die Hauptstadt.

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„Die Berliner Start-up-Szene eilt von Rekord zu Rekord“, sagt der Autor des Reports, Hergen Wöbken vom Institut für Strategieentwicklung (IFSE). „Sie ist ein Motor der Wirtschaft in Berlin und Taktgeber in Europa.“ Wie viele Arbeitsplätze dadurch entstehen, ist wegen der nicht eindeutigen statistischen Zuordnung schwerer zu ermitteln. „Je nach Definition haben wir 25.000 oder 250.000 Arbeitsplätze“, sagt Wöbken. Wenn man etwa das Alter der Firmen auf zehn Jahre begrenze, beschäftigten die hiesigen Start-ups mehr als 80.000 Menschen, die Hälfte davon am Standort Berlin.

Start-ups sollen Behörden bei der Digitalisierung helfen

Ein weiterer Punkt der Agenda soll die bessere Einbindung von Start-ups bei der leidigen Digitalisierung der Behörden sein. „Sie sind der Schlüssel, um unsere Verwaltung gut zu digitalisieren“, sagte Biel. „Das kriegen wir allein gar nicht hin.“ Allerdings seien dafür Änderungen bei den Vergabeverfahren nötig sagt Bitkom-Landessprecher Maxim Nohroudi: „Wir müssen Ausschreibungen so strukturieren, dass die öffentliche Hand zu einem aktiven Kunden von Start-ups wird.“ Auch die Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit ist ein zentrales Element der Agenda: „Start-ups geben innovative Antworten auf die Probleme von morgen“, sagt Biel.

Um das zu fördern, gibt es von der Investitionsbank Berlin (IBB) bald einen „ersten öffentlichen Impact Fonds mit einem Volumen von 30 Millionen Euro“, sagte Vorstand Hinrich Holm. Das ist für die Verhältnisse der Bank beachtlich, schließlich hat sie bislang insgesamt 90 Millionen Euro in Start-ups investiert. Und: „Auf jeden Euro von uns kommen nochmal sieben von anderen Investoren“, sagt Holm. Der Großteil, gerade der hohen Investitionen, stammt jedoch aus den USA und China. „Die Abhängigkeit von ausländischem Kapital ist nicht anders, als die von fossiler Energie“, sagt Nohroudi. „Wenn die Kohle nicht mehr kommt, sind wir blank.“

Da der Wirtschaftsboom der vergangenen Jahre vorbei ist, dürfte mit weiteren Finanzierungsrekorden nicht unbedingt zu rechnen sein. Auch im Senat sieht man diese Gefahr, hat dabei selbst aber nur begrenzten Spielraum. „Der Bund muss seine finanzielle Unterstützerrolle stärker ausspielen", sagt Staatssekretär Biel. Konkrete Fördermaßnahmen durch den Senat sollen bis jetzt bis zum Oktober erarbeitet werden.

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