
© dpa/Jörg Carstensen
Als Sparmaßnahme: SPD-Landesspitze will Schulessen für Großteil der Berliner Kinder kostenpflichtig machen
Bereits im Wahlkampf hatten Martin Hikel und Nicola Böcker-Giannini die Gebührenfreiheit infrage gestellt. Nun legen sie nach – und nennen ein Beispiel, wie es anders gehen könnte.
Stand:
Vor dem Hintergrund der notwendigen Sparmaßnahmen bringen die SPD-Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel erneut die teilweise Abschaffung des kostenlosen Schulessens für Berliner Kinder ins Spiel – und nennen erstmals Details, wie sie umgesetzt werden könnte.
„Bei den anstehenden notwendigen Einsparungen im Landeshaushalt müssen wir schauen, wie wir vorhandene Mittel auch umverteilen können und weitere Mittel heranziehen können“, sagten die SPD-Vorsitzenden am Freitag. Ein Beispiel sei das für alle kostenfreie Schulessen, das in Berlin komplett aus Landesmitteln finanziert werden müsse.
Hikel und Böcker-Giannini verweisen stattdessen auf einen Stadtstaat, der es anders handhabt: „Hamburg geht hier einen anderen Weg, indem sie das Schulessen über die Mittel des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) des Bundes finanzieren“, sagten Hikel und Böcker-Giannini. „BuT-berechtigte Kinder erhalten dann weiterhin ein kostenloses Mittagessen, wer nicht BuT-berechtigt ist, muss sein Schulessen aber selbst zahlen.“
Berechtigt für Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket sind Kinder, die in Familien mit Sozialhilfebezug leben oder etwa Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. Die Mittel für das Paket werden vom Bund bereitgestellt. Berlin müsste nach diesem Modell also kein Geld mehr für Schulessen in die Hand nehmen. In der Bundeshauptstadt dürften etwa ein Drittel der Kinder für Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket berechtigt sein.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Der Vorstoß der Parteivorsitzenden ist nicht ganz neu: Bereits im parteiinternen Wahlkampf hatten Hikel und Böcker-Giannini die Gebührenfreiheit für alle mehrfach infrage gestellt. Mit ihrem erneuten Vorstoß stellen sie sich an die Seite des Koalitionspartners. Auch aus der CDU hieß es vor wenigen Wochen, dass man sich fragen müsse, ob man sich diese Art der Kostenlos-Politik vor dem Hintergrund einer angespannten Haushaltslage leisten könne.
SPD-Fraktionschef Raed Saleh, der erst Ende Mai von den neuen Vorsitzenden an der Landesspitze abgelöst wurde, ist bekanntlich anderer Meinung und hält weiterhin an der Gebührenfreiheit fest. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass das kostenlose Mittagessen an Schulen 2019 eingeführt wurde. Generell ist fraglich, ob die Abschaffung des kostenlosen Mittagessens eine Mehrheit in der SPD finden wird.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: