
© Riley Linebaugh
Am Großbritannien-Zentrum der Berliner HU: Weltkarte des britischen Kolonialreichs abgehängt
Die Karte glorifiziere eine imperiale Vergangenheit, heißt es von Forscherinnen der Humboldt-Universität. Nun wird eine neue Wandgestaltung gesucht.
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Bis vor Kurzem hing eine Weltkarte aus dem Jahr 1924 unkommentiert im Flur des Großbritannien-Zentrums (GBZ) der Humboldt-Universität. Rot eingezeichnet, zeigte die Karte die Ausbreitung des „British Empires“ – das größte Kolonialreich der Geschichte. Jetzt ist die Karte weg, stattdessen ein grünes Plakat mit der Aufschrift: „Decolonise the wall“ – Dekolonisiert diese Wand.
Hinter der Aktion stehen drei Wissenschaftlerinnen des GBZ: Kalika Mehta, Sonya Permiakova und Riley Linebaugh. „Eine Weltkarte des britischen Kolonialreichs ohne kritische Kontextualisierung an der Wand zu haben, erschien uns nicht angemessen“, sagten die Forscherinnen dem Tagesspiegel. Diese Karte glorifiziere eine imperiale Vergangenheit und könne für die Studierenden, die aus den ehemaligen Kolonien kommen, verletzend sein, so die Initiatorinnen weiter. Das seien nicht die Werte, für die die Forschung und Lehre am GBZ stehe.
Mehta, Permiakova und Linebaugh beschäftigen sich in ihren Arbeiten selbst viel mit dem Thema Kolonialisierung und damit, wie sie sich auf die Gegenwart auswirkt. In ihren Projekten beschäftigen sie sich mit der Restitutionsdebatte, englischer Kriegspoesie oder den immer noch vorhandenen kolonialen Strukturen in Gesetzen der internationalen Strafverfolgung.
Das GBZ unterstützt die Aktion und lädt Studierende und Mitarbeiter ein, sich an der Gestaltung der neuen Institutswände zu beteiligen. Das wünschen sich auch Mehta, Permiakavo und Linebaugh. Gleichzeitig fordern die drei dazu auf, die Debatte über das koloniale Erbe wissenschaftlicher Institutionen weiterzuführen. Denn mit dem symbolischen Akt, eine Karte abzuhängen, ist es nicht getan – das wissen auch die Forscherinnen.
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