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Wegen der vielen Bestellungen priorisiert Amazon im Moment Waren des täglichen Bedarfs bei der Auslieferung. 

© Jan-Phillipp Strobel/DPA

Amazon meldet erhöhte Nachfrage: Der Onlinehandel spürt die Ladenschließungen bereits

Amazon und Lebensmittel-Lieferdienste haben in Zeiten des Coronavirus Mühe, die hohe Nachfrage zu bedienen. Die Warenübergabe soll möglichst kontaktlos erfolgen.

Durch das Coronavirus wird auch das Einkaufsverhalten der Menschen massiv verändert. Während Kunden in Supermärkten zeitweise vor leeren Regalen stehen, sind seit Mittwoch die meisten weiteren Geschäfte in Berlin geschlossen.

Gaststätten dürfen nur noch zwischen sechs und 18 Uhr öffnen, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mitteilte. Der Konsum verlagert sich also gezwungenermaßen stärker ins Internet. 

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Der Online-Versandhändler Amazon vermeldet sowohl weltweit als auch in Deutschland eine verstärkte Nachfrage. 

Dies wirke sich kurzfristig auch auf Bestellungen aus, schreibt ein Mitarbeiter im Amazon-Unternehmensblog: "Aus diesem Grund priorisieren wir vorübergehend den Eingang von Waren für den täglichen Bedarf, medizinischen Verbrauchsgütern und anderen Produkten mit hoher Nachfrage in unseren Logistikzentren."

Amazon will neue Stellen in der Logistik schaffen

So könne man die nötigsten Produkte schneller auffüllen und an Kunden versenden. Auch arbeite das Unternehmen daran, zusätzliche Lieferkapazitäten bereitzustellen.

In diesem Zusammenhang verweist Amazon-Pressesprecherin Christine Maukel auf 350 neue Stellen, die aus diesem Grund in Logistikzentren in ganz Deutschland geschaffen würden.

350 neue Mitarbeiter will Amazon im Logistikbereich allein in Deutschland im Zuge der Corona-Krise einstellen.
350 neue Mitarbeiter will Amazon im Logistikbereich allein in Deutschland im Zuge der Corona-Krise einstellen.

© Jan-Philipp Strobel/DPA

Auch die zusätzlichen Anstrengungen seiner Mitarbeiter will das Unternehmen kurzfristig vergüten. "Um den Beitrag der Versandmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Deutschland und Österreich zu würdigen, planen wir bis Ende April zusätzlich zwei Euro brutto pro gearbeitete Stunde zu bezahlen", sagt Maukel.

Große Paketzusteller beobachten dagegen bisher nicht viel mehr Sendungen als sonst. Die DHL teilt mit, es gebe "keinerlei Engpässe durch erhöhte Sendungsmengen".

Paketdienste versuchen Körperkontakt mit Kunden zu vermeiden

Die Planung sei bewusst darauf ausgerichtet, kurzfristig auch deutlich mehr Pakete als üblich versenden zu können. Ein Sprecher des Paket-Dienstleisters DPD sagte, es sei noch zu früh, Auswirkungen des Coronavirus auf die Branche zu beurteilen: "Wir verzeichnen aktuell relativ stabile Paketmengen."

Wichtig bei der Paketzustellung ist, wie an anderer Stelle auch, die Vermeidung von direktem Körperkontakt. Einerseits empfehlen die Zustellunternehmen ihren Mitarbeitern regelmäßiges Händewaschen, einen Mindestabstand zum Kunden und das Einhalten einer Hustenetikette.

Paketdienste wie die DHL spüren die Auswirkungen des Virus nach eigenen Angaben bisher kaum. Sie verschärfen ihre Hygienemaßnahmen bei der Paketübergabe.
Paketdienste wie die DHL spüren die Auswirkungen des Virus nach eigenen Angaben bisher kaum. Sie verschärfen ihre Hygienemaßnahmen bei der Paketübergabe.

© Amazon/DPA

Andererseits empfehlen sowohl DHL als auch DPD ihren Kunden, eine sogenannte „Abstellgenehmigung“ zu erteilen. So könne der Zusteller das Paket "ohne direkten Kundenkotakt zum Beispiel im Gartenhäuschen oder in der Garage deponieren", erklärt DPD-Unternehmenssprecher Sebastian Zeh.

Auch die Lieferdienste der Supermarktketten haben derartige Hygienemaßnahmen bereits ergriffen. Beim Lieferdienst der Kette Real nennt sich das "kontaktlose Übergabe".

Die Lieferung wird vor der Tür abgestellt und der Kunde nimmt Ware vom Boden wieder hoch, so dass Fahrer und Kunden nicht in Kontakt kommen müssen. 

Hohe Nachfrage bei Lebensmittel-Lieferdiensten

Ein Sprecher von Rewe betont derweil, dass die Bezahlung an der Tür grundsätzlich bargeldlos erfolge. Als Vorsichtsmaßnahme würden die zur Bestätigung einer Lieferung genutzten MDE-Scanner nach jedem Gebrauch desinfiziert. 

Rewe sieht sich bei seinem Lieferdienst einer hohen Nachfrage ausgesetzt. Kunden berichten, der Dienst sei in Berlin bis zum Monatsende ausgebucht. 

Das Unternehmen selbst teilt mit: "Die hohe Nachfrage kann vereinzelt auch zu Wartezeiten von wenigen Tagen führen."

Mit dem Rewe-Lieferservice kann man sich seine Lebensmittel bequem online nach Hause bestellen. Aktuell müssen Kunden aber mit deutlich längeren Lieferzeiten rechnen.
Mit dem Rewe-Lieferservice kann man sich seine Lebensmittel bequem online nach Hause bestellen. Aktuell müssen Kunden aber mit deutlich längeren Lieferzeiten rechnen.

© imago images/Jochen Tack

Grundsätzlich „gibt es für unseren Lieferservice momentan keine Einschränkungen“. Besonders gefragt seien lange haltbare Lebensmittel, Konserven und Drogerieartikel.

Real: Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen

Beim Konkurrenten Real werden zurzeit ebenfalls mehr Lebensmittel im Onlineshop gekauft. Zwar habe man, wie im stationären Handel, Logistik und Warenversorgung der Situation angepasst, dennoch komme es auch hier "zu temporären Engpässen, da wir hier an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen", teilt Unternehmenssprecher Markus Jablonski mit.

"Eine Ausweitung der Kapazitäten ist wünschenswert, jedoch in der Kürze der Zeit nicht möglich." Dabei gibt es ein zusätzliches Problem: Die Produkte des Onlineshops stammen direkt aus den einzelnen Märkten vor Ort.

"Fehlen in unseren Märkten Produkte wie Nudeln, Reis, Getränke, Hygieneartikel, können diese dann selbstverständlich auch nicht über unseren Lebensmittel-Onlineshop ausgeliefert werden." Hamsterkäufe in den Märkten verursachen demnach auch Engpässe im Online-Geschäft.

Kai Gies

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