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Von der Polizei herausgegebene Aufnahmen zeigen die in Dresden gestohlenen Juwelen.

© Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa

Update

Angeklagte aus Berliner Remmo-Clan: Deal im Prozess nach Juwelenraub im Dresdner Grünen Gewölbe

Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe drohen den Angeklagten mehrere Jahre Haft. Kurz vor Weihnachten war ein Teil der Beute zurückgegeben worden.

| Update:

Wende im Fall des Einbruchs ins Grüne Gewölbe Dresden: Im Prozess um den spektakulären Juwelendiebstahl gibt es nach der Rückgabe von Beutestücken eine Verständigung zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht. Der sogenannte Deal betrifft fünf der sechs Angeklagten. Sie sollen für die Rückgabe des Großteils der Beute und „glaubhafte“ Geständnisse eine geringere Strafe erhalten, wie der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel nach einem Gespräch mit den Beteiligten sagte.

Vier von ihnen stimmten dem zu und kündigten Erklärungen für den nächsten Verhandlungstag (17. Januar) an, der fünfte will sich bis dahin entscheiden. Nach vorheriger Ankündigung soll es Haftstrafen zwischen fünf Jahren und neun Monaten sowie sechs Jahren und neun Monaten für drei Beschuldigte geben, die nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Das Strafmaß bei den anderen soll zwischen vier Jahren und drei Monaten sowie fünf Jahren nach Jugendstrafrecht liegen.

Ein weiterer Angeklagter bestreitet unter Verweis auf ein Alibi in der Tatnacht eine Beteiligung an dem Einbruch. Die Initiative zur Rückgabe noch vorhandener Beutestücke ging vom ältesten Beschuldigten aus. Der 29-Jährige habe darauf hingewirkt, dass die noch vorhandenen Beutestücke zurückgegeben werden, berichtete Ziegel zu Beginn des Verhandlungstages über die Treffen mit Staatsanwälten und/oder der Kammer.

Das am 17. Dezember 2022 in der Berliner Kanzlei seines Verteidigers ausgebreitete Konvolut war weniger umfangreich als erwartet und mehrere Stücke unvollständig. Einige davon seien wegen unsachgemäßer Lagerung und Reinigungsversuchen zur Beseitigung von Spuren beschädigt.

Ermittler der Dresdner Sonderkommission „Epaulette“ – benannt nach einem der prominenten Beutestücke – fuhren dann in der Nacht zum 17. Dezember 2022 nach Berlin. Die Stücke hätten auf einem Tisch im Konferenzraum der Kanzlei gelegen, einige seien nach seinem Empfinden beschädigt gewesen, erinnerte sich ein Kriminalbeamter, der als Zeuge dabei war. Bei einer späteren molekulargenetischen Untersuchung habe man Mischspuren an dem Schmuck gefunden, die aber nicht den Beschuldigten zugeordnet werden konnten.

Expertin zu Schäden an den zurückgegebenen Schmuckstücken

Der Beamte erzählte auch, wonach die Polizeitaucher aus mehreren Bundesländern dann am 25. Dezember im Berliner Schifffahrtskanal im Stadtteil Neukölln vergeblich suchten: die Klinge des Degens der Diamantrosengarnitur. Dessen diamantbesetzter Griff sei erheblich beschädigt, sagte Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).

Auch an anderen der wiedergewonnenen Pretiosen gebe es Deformierungen und Brüche, es seien Teile abgetrennt, fehlten Steine und befinde sich Feuchtigkeit und Rost zwischen Fassung und Steinen.

Die Experten gehen davon aus, dass die Stücke nach dem Einbruch behandelt wurden. Detailliert äußern wollte sich die Zeugin zur Bearbeitung der beschädigten Stücke nicht. Da gehe es um die Frage, wie weit man eine Restaurierung treiben wolle, das müsse im Team entschieden werden. Deformierungen werde man so rückgängig machen, dass die Stücke wieder präsentiert werden können. Eine genaue Schadensschätzung sei erst im Laufe der Arbeiten möglich.

126.800
Euro kostet die Restaurierung der wiedergefundenen Beute.

Der Aufwand zur Restaurierung der Stücke wurde nach Angaben von Begov mit 126.800 Euro beziffert. In dieser Summe seien aber nicht die fehlenden Steine enthalten. Zu Letzterem gehört die Epaulette mit dem „Sächsischen Weißen“, einem Brillanten von fast 50 Karat. Der Brillant werde zu den weltweit wichtigsten Diamanten gerechnet, sagte Begov.

In dem seit Ende Januar 2022 laufenden Prozess sind junge Männer zwischen 23 und 29 Jahren aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Zwei von ihnen verbüßen derzeit eine jeweils mehrjährige Jugendstrafe wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Bode-Museum Berlin 2017.

Sie sind Deutsche und stammen aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie, dem Remmo-Clan.

Bei dem spektakulären Kunstdiebstahl am 25. November 2019 in Dresden drangen zwei Täter über ein Tage zuvor unbemerkt präpariertes Fenster ins Residenzschloss ein, schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen heraus, was sie zu fassen bekamen. Sie zündeten zuvor unweit des Museums einen Stromkasten an – und in der Tiefgarage eines Wohnhauses ihr Fluchtauto, um Spuren zu verwischen. (Tsp,dpa)

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