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Antisemitismus an Berliner Universitäten: NS-Gedenkstätten kritisieren Umgang mit Besetzungen in Berlin
Leiter von NS-Gedenkorten sehen den Umgang mit den Uni-Besetzungen durch pro-palästinensische Demonstranten in Berlin kritisch. Sie gäben Antisemiten eine Plattform.
Stand:
Die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum kritisiert den Umgang mit Universitätsbesetzungen pro-palästinensischer Demonstranten der vergangenen Wochen. „Das Signal, das von diesem Umgang mit den höchst aggressiven ‚Protestcamps‘ durch die Verantwortlichen ausgeht, sehen wir kritisch“, heißt es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme.
Die Besetzungen gäben radikalen, antizionistischen, israelfeindlichen und antisemitischen Stimmen eine Plattform. Nicht nur jüdische oder israelische Studierende würden dabei bedroht. Sie richteten sich insbesondere gegen Wissenschaft und Bildung als Ganzes und trügen dazu bei, mögliche Gesprächspartner einzuschüchtern, heißt es in dem Schreiben.
Die Forderung einiger Protestierender nach einer Anerkennung eines vermeintlichen israelischen Genozids als Voraussetzung für weitere Gespräche mit den Universitätsleitungen zeige „deutlich eine israelfeindliche Ideologie, die sich einer kritischen Einordnung der Gegenwart verweigert“.
In der „Sprache der Gewalt und in den Forderungen nach einem Boykott akademischer Beziehungen mit Israel und Israelis“ der Protestierenden sehen die Unterzeichner der Stellungnahme „einen Angriff auf die Grundsätze demokratischer Auseinandersetzung und die Prinzipien politisch-historischer Bildung“. Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sollten Orte einer offenen, demokratischen Debattenkultur sein, heißt es.
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Die Leiter der NS-Gedenkorte kritisieren auch eine Stellungnahme von Berliner Lehrenden zu den Besetzungen von Anfang Mai. Darin gehe es vor allem darum, das Recht der Studierenden auf die Besetzung von Uni-Geländen zu verteidigen. Mit keinem Wort seien jüdische oder israelische Studierende oder andere Studierende erwähnt worden, die diese Haltungen ablehnen oder sich durch die Proteste eingeschüchtert und bedroht fühlen, kritisieren die Unterzeichner.
Man vermisse klar einordnende, erklärende und kritisch kommentierende Worte zu den Aussagen, Forderungen und dem aggressiven und demokratiefeindlichen Verhalten einer großen Zahl der Protestierenden.
Unterzeichnet wurde die Stellungnahme von der Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Deborah Hartmann, der Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, Andrea Riedle, und dem Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. Auch der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, und der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, sind unter den Unterzeichnern. (Tsp, epd)
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