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Berlin: Ärzte verschreiben wieder großzügiger

Die Arzneimittelausgaben für die ambulante Versorgung in Berlin sind im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Nach Schätzung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin von Freitag erhöhten sich die Ausgaben für Medikamente im Jahresvergleich um 8,2 Prozent.

Die Arzneimittelausgaben für die ambulante Versorgung in Berlin sind im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Nach Schätzung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin von Freitag erhöhten sich die Ausgaben für Medikamente im Jahresvergleich um 8,2 Prozent. Damit liege der Anstieg in der Hauptstadt aber unter dem Bundesdurchschnitt von 9,8 Prozent. Insgesamt verordneten Berlins niedergelassene Ärzte Medikamente im Wert von rund 900 Millionen Euro (1,757 Milliarden Mark).

"Unter dem Druck der Arzneimittel-Budgets und der kollektiven Regressandrohungen haben die Ärzte früher sparsamer verschrieben", sagte KV-Sprecherin Annette Kurth. Gerade neu entwickelte Präparate seien vorsichtiger eingesetzt worden. Außerdem würden immer mehr Patienten ambulant versorgt. "Das ist politisch gewollt", sagte Kurth. "Jeder Tag länger ambulant verursacht aber auch mehr Arzneiausgaben von Kassenärzten."

Gabriele Rähse, Sprecherin der AOK Berlin, nannte den Ausgabenschub "nicht zu vertreten und nicht durch Krankheit der Bevölkerung erklärbar". Durch die Richtgrößenprüfung in den Arztpraxen zusammen mit der KV Berlin habe der Anstieg aber immerhin unter dem Bundesdurchschnitt gehalten werden können.

Der niedrige Berliner Anstieg gehe allerdings von einem überdurchschnittlich hohen Niveau aus, sagte Rähse. "Zwischen 1995 und 2000 steigen die Arzneimittelausgaben im Bund um 27,4 Prozent, in Berlin aber um 33,6 Prozent." Für jeden Versicherten wurden in Berlin im Jahresdurchschnitt rund 503 Mark für Arzneien ausgegeben, im Bundesdurchschnitt nur 415 Mark.

KV-Sprecherin Kurth räumte ein, dass die Sparpotenziale preiswerter Nachahmer-Präparate stärker ausgenutzt werden müssten. Die Schuld für den Kostenanstieg sei allerdings nicht ausschließlich bei den Ärzten zu suchen. "Arzneimittelausgaben sind ein vorgeschobener Grund für die Anhebung der Kassenbeiträge", sagte Kurth weiter. Hochrechnungen zufolge haben Kassenärzte 2001 bundesweit Medikamente im Wert von rund 21 Milliarden Euro verordnet. In 2000 waren es noch 19,1 Milliarden Euro.

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