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Berlin: Atteste entbinden Aubis-Manager vom Prozess

Neuling und Wienhold nicht verhandlungsfähig. Neuer Anlauf gilt als unwahrscheinlich

Es begann mit einem Skandal, mit Hausdurchsuchungen, Untersuchungshaft – und endet für die Ex- Aubis-Manager juristisch voraussichtlich im Nichts. Nachdem das Landgericht im März den erkrankten Klaus Wienhold, 56, vorläufig vom Prozess entbunden hatte, muss jetzt auch sein gesundheitlich angeschlagener Kollege Christian Neuling, 63, nicht mehr die Anklagebank drücken. Sein Attest hatte Neuling bereits im Mai vorgelegt. Dass das vorläufige Ende des Prozesses erst jetzt publik wurde, hat laut Justiz eher banale Gründe. „Das wahrnehmbare öffentliche Interesse war deutlich reduziert“, sagt Justizsprecher Arnd Bödeker.

Das stille Ende des Prozesses nimmt auch Justizsenatorin Karin Schubert gelassen. „Über eine Bekanntmachung entscheidet die Gerichtspressestelle in eigener Regie“, sagt Sprecherin Juliane Baer- Henney. Dabei hatte mit den beiden Aubis-Managern einst der größte Finanzskandal der Berliner Nachkriegsgeschichte begonnen, als die Firma Anfang der 90er Jahre den Kauf von tausenden Plattenwohnungen mit Krediten der Bankgesellschaftstochter Berlin Hyp finanziert hat, weil sich Neuling und Wienhold damals großzügig zeigten und der Berliner Union 20 000 Euro spendeten. Das Geld hatte Wienhold dem damaligen Berlin-Hyp-Chef und CDU-Fraktionsvorsitzenden Klaus Landowsky in bar überreicht. Mit den Krediten und der Spende löste Aubis 2001 die Bankenaffäre aus. Die große Koalition zerbrach.

Seitdem befanden sich die Aubis-Chefs im Visier der Ermittler. Die Spende, die Millionenkredite – strafrechtlich konnte man Wienhold und Neuling für ihr Gebaren nicht belangen. Was blieb, waren eher Nebenprodukte der Ermittlungen: 2002 erhob der Staatsanwalt Anklage wegen Betrugs. Die Manager sollen mit dem Wärmelieferanten Elpag durch überhöhte Heizpreise einen Millionenschwindel eingefädelt haben. Abgeschlossen ist ein Verfahren gegen Wienhold und seine Lebensgefährtin wegen Betrugs. Sie hatten ihre Mieter durch falsche Betriebskostenabrechnungen um rund 20 000 Euro geprellt. Wienhold wurde zu einer Geldstrafe von 50 000 Euro verurteilt. Gegen Neuling läuft noch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung.

Jetzt haben die Ex-Manager es aber von einem Sachverständigen und einer Amtsärztin schriftlich: Bis auf Weiteres sind Neuling und Wienhold nicht in der Lage, die Hauptverhandlung auch nur stundenweise zu verfolgen. „Das Gericht wird das in Abständen überprüfen“, sagt Bödeker. Dabei sei der Turnus von sechs Monaten „kein unüblicher Zeitraum“. Wienhold und Neuling können gelassen bleiben. Denn es gilt als unwahrscheinlich, dass sich ein Gericht finden würde, das den gesamten Prozess noch einmal neu aufrollt. Und das hieße: Die Hauptakteure im Aubis-Prozess gehen straffrei aus.

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