
© imago/Frank Sorge
Glück ohnegleichen mit Dienstleistung 329036: Bei der Kfz-Zulassung ist Berlin komplett digital – zumindest fast
In der Dienstleistungswüste Berlin gibt es digitale Oasen: Die Ummeldung eines Autos kostet nicht mehr wie früher einen halben Tag. Unser Autor hat es ausprobiert.
Stand:
Ganz Berlin ist eine Dienstleistungswüste. Ganz Berlin? Nein, der von unbeugsamen Beamten bevölkerte Stadtteil Kreuzberg wehrt sich standhaft gegen die analoge Stagnation: in der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle des Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten.
Seit zwei Jahren wird dort „juristischen Personen“, also Menschen wie dir und mir, auch die digitale Zulassung des frisch erworbenen Autos angeboten. Das erspart uns viel Stress: den Weg zum Amt in der Jüterboger Straße, die lange Wartezeit dort und die Anmeldung. Ich habe es ausprobiert. Und siehe da, es funktioniert. Reibungslos. Na ja, fast.
Wo bitte geht es zur Anmeldung?
Kaum hatte meine Tochter den Führerschein, war unser Polo fast immer weg. Damit ist sie nun meistens unterwegs. Uns Eltern blieb das Fahrrad. Also musste ein neuer Gebrauchter her, und damit flugs zum Kfz-Amt Jüterboger Straße, so mein gedanklicher Reflex. Aber war da nicht was mit der „Digitalisierung der Berliner Verwaltung“? Antwort von Chat-GPT: „Ja – grundsätzlich ist die digitale Anmeldung bereits möglich.“
Grundsätzlich. Also gut, es kommt auf einen Versuch an. Ich starte online auf Berlin.de und finde tatsächlich eine Fülle von Informationen zur „Kraftfahrzeug-Zulassung“. Aber wo bitte geht es zur praktischen Anwendung, also zur Anmeldungsroutine?
Ich folge einem Link zur „Übersicht der Dienstleistungen“, der in der allgemeinen Meldung zu „Neuen Regelungen der Kfz-Zulassungen“ versteckt ist, und lande auf einer alphabetisch geordneten Übersicht aller Dienstleistungen. Dort geht die Suche weiter.
Wie ärgerlich. Da hat die Berliner Verwaltung endlich mal was digitalisiert, aber das neue Angebot versteckt sie, statt mit viel Bling-Bling einen fetten Button „Zur digitalen Anmeldung“ auf die Homepage zu pappen.
Dienstleistung 329036
Immerhin finde ich unter „K“ endlich den heißen Link „Umschreibung beantragen“. Die gute Nachricht ist: Wer diese Dienstleistung 329036 erst einmal gefunden hat, landet auf dem Highway zur digitalen Anmeldung und kann Gas geben.
Allenfalls das Pingpong zwischen der Website der Berliner Verwaltung und dem „Behörden-Serviceportal“ von „Bund-ID“ kann unter Umständen irritieren. Vorab bemerkt: Freie Fahrt hat ab hier nur noch, wer auf seinem Personalausweis zuvor schon die Digital-Funktion freischalten ließ. Wer das bei der Abholung vergaß, kann es beim Bürgeramt nachholen. Für alle anderen endet die Reise zur digitalen Kfz-Anmeldung hier.
Wer den digitalen Perso zur Hand hat, wechselt nun in die „AusweisApp“, die man auf sein Smartphone geladen haben muss. Das kann ich nur jedem empfehlen, denn damit kann man sich online identifizieren und auch viele andere Dienstleistungen nutzen, indem man einfach nur seinen Ausweis an das Smartphone hält. Das Smartphone liest die Daten aus, fragt nach dem persönlichen Pin, den man ebenfalls im Bürgeramt erhalten hatte und leitet die Daten an den Dienstleister weiter, hier also an das Kfz-Amt.
Silber glitzernde Rubbelfelder
In meinem Fall klappt das reibungslos. Nach der Identifizierung geht es zurück zur digitalen Zulassungsstelle. Diese will nun alles wissen über Auto und Versicherung.
Ich gebe die „eID“ ein, die ich von meiner neuen Versicherung bekommen hatte. Außerdem trage ich die Codes ein, die unter den silbern glitzernden Rubbelfeldern auf dem Fahrzeugschein und dem Fahrzeugbrief des Vorbesitzers verborgen sind. Abkratzen muss ich außerdem das Stadtsiegel auf dem alten Kennzeichen, weil sich auch darunter ein Code verbirgt, den ich eingeben muss.
Meine Zuversicht bröckelt, als plötzlich das System einen Fehler bei den Eingaben meldet und den Prozess stoppt. Nach wiederholten Versuchen gebe ich entnervt auf und buche einen persönlichen Termin bei den Sachbearbeitern an der Jüterboger Straße.
Zurück in die Warteschlange
Immerhin rutsche ich noch in einen Slot am selben Tag. Ich bin bei weitem nicht der Einzige, der digital scheitert oder das Angebot nicht kennt: Die weiße Baracke im Hof hinter dem roten Backsteinblock ist voll. Meine Sitznachbarin berichtet entnervt, ihr Termin habe bereits vor einer halben Stunde stattfinden sollen, aufgerufen wurde sie immer noch nicht.
Ich habe also Zeit für einen neuen Anlauf zur digitalen Kfz-Anmeldung im real existierenden Kfz-Amt. War es die frische Luft auf der Radtour nach Kreuzberg oder das bunte Treiben in der Amtsstube, plötzlich verstehe ich, woran ich scheiterte: Ich hatte das Siegel am zweiten Kennzeichen nicht abgekratzt und den darunter liegenden zweiten Code nicht eingegeben. Hurra! Jetzt steuert die Routine auf die Ziellinie zu.
Und wie beim Marathon sind die letzten Meter die schönsten: Kontodaten oder Paypal-Konto aufrufen, digital bezahlen und zack, ist das Auto angemeldet.

© Ralf Schönball
Eine PDF-Datei des Landes Berlin bescheinigt mir, dass ich vorläufig fahren darf. Auch ohne Kennzeichen. Das Schreiben muss ich gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe legen. Rechtzeitig vor Ablauf der Frist soll ich den neuen Kfz-Brief, den Kfz-Schein und die Plaketten für die Schilder per Post bekommen.
Die Schilder bestelle ich mir auch gleich online für schlappe 18 Euro. Die Händler an den Buden in der Jüterboger wollen 25 Euro dafür haben.
Mein Fazit: Bei der Kfz-Anmeldung ist die Berliner Verwaltung auf der Überholspur. Klar, es braucht Geduld und Zeit. Aber sogar die Erläuterungen zu den abgefragten Daten sind hilfreich. Und die Endorphin-Ausschüttung, beim Aufpoppen der Zulassungsbestätigung, ist Glück ohne gleichen.
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