zum Hauptinhalt
Gepäckchaos gibt es meistens am Flughafen Tegel, diesmal war Schönefeld dran.

© Monika Skolimowska/dpa

Flughafen Schönefeld: Auf den Warnstreik folgte das Kofferchaos

Zwei Ryanair-Flüge sind am Montag in Schönefeld ausgefallen – und die Passagiere standen ohne ihr Gepäck da.

Sie hatte sich eigentlich rechtzeitig informiert. Am Montagmorgen, unmittelbar vor ihrer geplanten Flugreise von Berlin nach Barcelona, hatte Brigitte Braucek bei der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) angerufen. Trotz der angekündigten Warnstreiks des Sicherheitspersonals werde ihr Flug planmäßig verlaufen – so habe die Auskunft gelautet, schildert sie. Drei Stunden vor dem Abflug kam Braucek am Flughafen Schönefeld an: „Ich wollte pünktlich sein, falls es doch Komplikationen gibt“, erinnert sie sich. Dass sie mehr als einen halben Tag am Flughafen verbringen würde, damit hatte sie nicht gerechnet.

Tumulthafte Szenen am Infostand

Ihr Flug mit der Fluggesellschaft Ryanair um 13.15 Uhr fiel aus. Zugleich habe es geheißen, dass das Gepäck, das sie bereits aufgegeben hatte, schon auf dem Weg nach Barcelona sei. Weitere Informationen hätten die wartenden Fluggäste zunächst nicht erhalten. Brigitte Braucek spricht von tumulthaften Szenen, die sich vor dem Informationsstand von Ryanair abgespielt haben sollen. Die Fluggesellschaft selbst äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Ereignissen von Montag. „Teilweise war es wegen der Streiks operativ nötig, dass die Fluggesellschaften ihre Flüge streichen“, sagte Daniel Tolksdorf, Sprecher der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, am Dienstag.

Anders als am Flughafen Tegel sei es am Flughafen Schönefeld vermehrt zu Staus gekommen, da Fluggesellschaften ihre Flüge weiter nach hinten verschoben hätten, sagte Tolksdorf. Und um den Flugverkehr am Laufen zu halten, seien auch Flieger ohne Passagiere geflogen. Hätte Braucek schon am Morgen von dem Ausfall erfahren, wäre sie vorbereitet gewesen, sagt sie. Und vielleicht hätte sie sich auch um eine Alternative bemühen können.

Wo sind die Koffer geblieben?

Brigitte Braucek quartierte sich am Montagnachmittag in einem Flughafenhotel ein. „Ich hoffe, dass mir Ryanair die Kosten erstattet“, sagt sie. Am Dienstagmorgen wollte sie sich erneut über ihr Gepäck und einen neuen Flug informieren – nun erfuhr sie, dass ihr Koffer doch nicht in Barcelona sei, stattdessen noch immer in Berlin. Es habe eine Verwechslung gegeben, habe man ihr gesagt. Der erste Flieger von Ryanair nach Barcelona, der am Montagmorgen um 9.45 Uhr starten sollte, sei mit dem Gepäck der Passagiere nach Barcelona geflogen. Bei ihrem Flieger war das nicht der Fall.

Brigitte Braucek habe ihren Koffer daraufhin in der Gepäckstation des Berliner Flughafens abholen können, erzählt sie. Und sie habe auch eine andere Passagierin, mit der sie Nummern getauscht hatte, informiert.

"Sehr zermürbend, eine Odyssee"

Es handelt sich um Sharon S., die ihren vollen Namen nicht nennen will. Sie hatte über die Weihnachtstage ihre Mutter in Berlin besucht. Nach dem Anruf von Braucek war sie am Dienstag direkt zum Flughafen gefahren, um ihr Gepäck dort abzuholen. „Ich wär ansonsten gar nicht benachrichtigt worden“, beklagt sie. S., die in ihrer Vergangenheit selbst am Flughafen Schönefeld gearbeitet hat, kann erst am Mittwoch zurück nach Barcelona fliegen. Eigentlich hätte sie schon am Dienstag im Büro sitzen müssen.

Sie habe Glück, dass sie genug Leute in Berlin kenne, um zwei Tage unterzukommen, sagt sie. Besonders schlimm treffe es Leute mit Anschlussflügen aus Barcelona. S. findet: „Das ist alles sehr zermürbend, eine Odyssee.“ Wie die Schafe seien sie hin- und hergeschickt worden. Insbesondere Eltern, die ihre Kinderwagen abgegeben hatten, seien erbost gewesen, berichtet Sharon S.

40 Passagiere betroffen

Für das Gepäck sei am Flughafen Schönefeld die Firma Wisag zuständig, hieß es am Dienstag. Wisag-Pressesprecherin Jana Eggert teilt auf Anfrage allerdings mit: „Wir sind für das Beladen der Ryanair-Maschine nicht verantwortlich, sondern nur für das Einchecken der Passagiere.“ Daraufhin erklärte FBB-Sprecher Tolksdorf, dass auch zwei andere Dienstleister infrage kämen, nur Ryanair könne Auskunft geben.

S. schätzt, dass zirka 40 Passagiere von dem Chaos betroffen gewesen seien. Andere Fluggäste hätten ihr Gepäck nicht aufgegeben. Dass es keine Informationen und noch nicht einmal kostenloses Wasser für die Wartenden gegeben habe, finde sie am schlimmsten, sagt Braucek.

Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de

Helena Davenport

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false