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Berlin: Auf der Flucht vor den Narren

Die tollen Tage im Rheinland halten nicht alle aus

Es gibt sie also doch. Die Rheinländer und Ruhrpöttler, die sich nicht maskieren und kostümieren. Und wohin flüchten die Anti-Karnevalisten? Viele nach Berlin.

Eva Glombek ist 48 Jahre und kommt aus der Nähe von Mönchengladbach. Während sich dort die Narren schunkeln, steht sie mit Mann und drei erwachsenen Kindern am Sony-Center und fotografiert. „Die Zwangsheiterkeit und die vielen Schnapsleichen“, das sei nichts für sie. Da passt es ihr ganz gut, dass im Rheinland für mehrere Tage nicht gearbeitet wird. „Zuletzt war ich in Berlin, als die Welt noch in Ordnung war: Da stand die Mauer noch. Jetzt will ich mal sehen, was sich verändert hat.“ So ganz werden Glombeks dem Karneval aber doch nicht entkommen: Schließlich ziehen die Berliner Narren am Sonntag durch die Stadt. „Oje, wenn’s geht, werden wir versuchen, die zu meiden.“

Auf der Flucht ist gewissermaßen auch das Ehepaar aus Duisburg, beide 60 Jahre alt, das sich unter Sony-Dach eine Verschnaufpause gönnt. „Damit sie uns nicht die Schlipse abschneiden, sind wir schon am Donnerstag nach Berlin gekommen.“ Da war Weiberfastnacht. Allerdings müssen die Rentner am Montag wieder zurück sein in der Heimat. Ausgerechnet am Rosenmontag.

Das Ehepaar Liane und Kurt Hansel aus Herne hat sogar an einem Rosenmontag geheiratet. Vor elf Jahren. Allerdings in Florida. Schon damals hatten beide keine große Lust auf die närrische Fröhlichkeit. Zum diesjährigen Hochzeitstag hat Liane Hansel, 55, ihrem Mann Kurt, 60, eine Reise nach Berlin geschenkt. Da stehen sie nun in der Schlange vor dem MoMA und freuen sich vor allem auf die Impressionisten. Karneval in Berlin? Anschauen würden sich die beiden das schon mal – ohne große Hoffnung. „Schließlich üben die Rheinländer schon viel, viel länger“, sagt Liane Hansel.

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