
© Thilo Rückeis
Saubere Sache in Reinickendorf: Aus Tradition für das Quartier
Schon vor rund 40 Jahren hatte Michael Grimm, der für seine Verdienste um den Bezirk mit der Humboldt-Plakette ausgezeichnet wurde, den damaligen Verein Tegeler Kaufleute gegründet und Zeichen gesetzt.
Seit dem vergangenen Jahr ist die Linde von Michael Grimm gleich neben seinem Juweliergeschäft in der Brunowstraße schon kräftig gewachsen. Sie ist nur einer von vielen Bäumen, die nach der Sturmkatastrophe von 2012 auf Initiative der von ihm gegründeten Arbeitsgemeinschaft „Kunst und Kultur in Tegel“ neu gepflanzt wurden. Inzwischen sind die AG und das von ihr veranstaltete Sechserbrückenfest der Bürokratie zum Opfer gefallen. Noch 2012 bot das für mehr als 70 Vereine ein Forum. Nebenbei erbrachte es den Nachweis, dass Volksfeste nicht von Imbiss- und Getränkeständen dominiert werden müssen.
Doch der logistische Aufwand des Genehmigungsverfahrens war für ihn als Einzelperson nicht mehr zu stemmen, sagt Grimm. Vergeblich hatte er gehofft, das Bezirksamt würde ihm einen Teil der Mühen abnehmen und so den Fortbestand der Traditionsveranstaltung sichern. Das soziale Engagement des Reinickendorfers kann das aber nicht stoppen. Schon vor rund 40 Jahren hatte Michael Grimm, der für seine Verdienste um den Bezirk mit der Humboldt-Plakette ausgezeichnet wurde, den damaligen Verein Tegeler Kaufleute gegründet und Zeichen gesetzt.
Daraus entstand später die Kultur-AG. Mit dem 111 Jahre alten Familienbetrieb Denner, den er mit seiner Ehefrau Dagmar in vierter Generation leitet, hat Grimm jetzt einen Kulturfonds für Reinickendorf ins Leben gerufen. „Uns ist es wichtig, etwas zu machen, das die Gesellschaft ein wenig vorantreibt“, beschreibt Grimm sein kulturelles Engagement. Entscheidend für die Zukunft sei auch das Verständnis für die Geschichte des Ortsteils, die er ebenfalls aktiv bewahren hilft. Rund 10 000 Besucher kamen vor wenigen Tagen zum Sommerfest im Reinickendorfer Heimatmuseum.
Auch das neue Musical der bezirklichen Musikschule wird vom Kulturfonds gefördert. „Die große TXL Show“ dreht sich um den Flughafen Tegel und hat am 19. September im Fontane-Haus am Wilhelmsruher Damm Premiere. Ein Projekt, bei dem es auch wichtig ist, dass eine Gemeinschaft von Akteuren unterschiedlichster Herkunft über viele Monate zusammengeschweißt wird, betont Grimm. Einen Ruhestand, in dem er sich nur noch auf die Projekte konzentrieren kann, wird es für Michael Grimm jedoch so bald nicht geben.
Tochter Andrea Nicola ist nicht nur beste Goldschmiedin ihres Meister-Jahrgangs 2012 geworden, nach einem Praktikum blieb sie, die auch eine Ausbildung zur Restauratorin absolvierte, am Deutschen Technik-Museum, wo sie mit Designstudenten Schmuck auf historischen Maschinen herstellt. Dem Familienbetrieb Denner, einem der letzten in Tegel, wird die fünfte Generation wohl verloren gehen. So haben sich Michael und Dagmar Grimm gerade entschieden, noch zehn Jahre weiterzuarbeiten. Und auch hier neue Wege zu gehen – etwa mit einem Onlineshop. Dem ehrenamtlichen Engagement wird das aber kaum einen Abbruch tun.