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Das Neue Palais im Park Sanssouci in Potsdam (Brandenburg).

© Ralf Hirschberger/dpa

Ausstellung im Neuen Palais: Die Potsdamer "Kaiserdämmerung"

Eine neue Schau im Schloss beschäftigt sich mit dem Ende der Monarchie vor 100 Jahren und zeigt unter anderem, was Wilhelm II. und seine Frau an Besitztümern fortschafften.

Von Peer Straube

Der Kaiser war gründlich. Weggeschafft wurde alles, wirklich alles. Beispiel gefällig? „153 Wolldecken, weiß und rot, 58 Papierkörbe, davon 2 Bronze, 50 Scheren in Etuis, 20 Lineale, poliert, 132 Streichholzständer und Aschenbecher, 520 Kleiderbügel, 23 Haar- und Wurzelbesen, 15 Handfeger“. Penibel wird Seite um Seite aufgelistet, was Wilhelm II. und seine Frau Auguste Viktoria nach der Abdankung des Kaisers aus dem Neuen Palais abtransportieren ließen. 63 Eisenbahnwaggons, aufgeteilt auf sechs Transporte, brachten 1919 und 1920 den Hausrat und Kunstobjekte der kaiserlichen Familie ins niederländische Exil.

Die Transportlisten sind nun in der Ausstellung „Kaiserdämmerung“ zu sehen, die am heutigen Sonnabend fürs Publikum öffnet. Die Schau beschäftigt sich mit dem Ende der Monarchie in Deutschland vor 100 Jahren, im Mittelpunkt steht das Neue Palais, in dem das Kaiserpaar seine letzten Tage als Herrscher erlebte.

Kaiserzeit im Fokus

Die Ausstellung soll in den normalen Schlossrundgang integriert werden. 15 Stationen in 15 Räumen gibt es, knapp ein Drittel davon werden erstmals überhaupt für die Öffentlichkeit zu sehen sein. Besonders eindrucksvoll sind jene Bereiche, die das damalige höfische Leben spiegeln.

Wilhelm II. selbst sind Stationen etwa in seinem früheren Arbeitszimmer gewidmet, wo erstmals seit 100 Jahren wieder sein neobarocker Schreibtisch aufgestellt wurde. Auch das Leben und spätere Schicksal der Bediensteten soll veranschaulicht werden.

Die Schlösserstiftung will im Neuen Palais die Kaiserzeit künftig stärker in den Fokus rücken. Im Zuge der Sanierung des Schlosses soll ein Flügel entsprechend eingerichtet werden, kündigte Samuel Wittwer an, Schlösserchef der Stiftung. Schließlich habe niemand länger im Neuen Palais gewohnt als Wilhelm II. und seine Familie – von der Thronbesteigung 1888 bis zur Abdankung 1918.

Von diesem Porzellan speiste einst der Kaiser.
Von diesem Porzellan speiste einst der Kaiser.

© Bernd Settnik / dpa

Zu den berührendsten Stücken der Schau dürften zwei Briefe zählen, die Auguste Viktoria kurz nach der Abdankung ihres Mannes an ihre Schwester Caroline Mathilde schrieb. „Mein geliebtes Neues Palais“ zu verlassen, schreibt sie in einem davon, sei ihr so schwergefallen, dass sie es mit Worten nicht ausdrücken könne.

Das hinderte sie 1919 nicht daran, das Schloss auszuräumen. Sie habe alle Kunstwerke aufgelistet, die ihr besonders wertvoll waren, erzählt Ausstellungskurator Jörg Kirschstein. Die Regierung der Weimarer Republik habe alles ausgehändigt. Man sei da „sehr, sehr großzügig“ gewesen.

„Kaiserdämmerung“, Ausstellung im Neuen Palais, 16. Juni bis 12. November, tägl. außer Dienstag von 10 bis 17.30 Uhr, Eintritt: 8, ermäßigt 6 Euro

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