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Zerstörung und Neuanfang. Als die Mitteilung zur Kapitulation in den Straßen verkündet wird, liegt Berlin längst in Asche und Staub.

© Valery Faminsky

„Berlin Mai 1945“: Ausstellung zeigt Fotos vom Kriegsende in Berlin

Valery Faminskys Fotos zeigen das NS-befreite Berlin. Nun werden seine Bilder ausgestellt, wo sie entstanden.

Chitler kapuut, Krieg zu Ende. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945, vor nunmehr 73 Jahren, besiegelten die Vertreter der Alliierten und der deutschen Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches und seiner kriegführenden Streitkräfte. Das Haus mit dem holzgetäfelten Offizierscasino einer Pionierschule zeigt heute als deutsch-russisches Museum den Kapitulationssaal und lässt den Besucher mit einem Film an der Zeremonie von 1945 teilhaben.

Zeugnisse der Stunde Null gibt es mit unzähligen Fotos, die von alliierten und besonders sowjetischen Frontfotografen gemacht wurden. Es waren und sind wichtige Zeitdokumente, die den Nachgeborenen den verheerenden Zustand der einst so stolzen „Reichshauptstadt“ vor Augen führen: Erst fielen die englischen und amerikanischen Bomben, dann kam die Rote Armee – den „Endsieg“ feierten die Alliierten auf den Trümmern Berlins.

Zeitzeugen werden rar

Zeugen vom einstigen Geschehen, unsere früher Geborenen, werden von Jahr zu Jahr rarer, die Auskünfte vom Leben der Trümmerfrauen, unserer Mütter und Großmütter, immer seltener. Dafür sprechen die Bilder. Jetzt bereiten zwei Galeristen in ihrem Foto-Buchshop in Prenzlauer Berg eine Ausstellung vor, die am Freitag eröffnet wird. „Berlin in Trümmern“ könnte man sie nennen, aber sie heißt „Berlin Mai 1945“ mit Fotos von Valery Faminsky.

Das Zustandekommen ist eine Geschichte für sich, Thomas Gust als Manager und Joe Dilworth als Geschäftsführer haben sich um die kleine Sensation am Ende dieser Schatzsuche verdient gemacht: Valery Faminsky hatte sich 1943 als Frontfotograf bei der Roten Armee beworben, wurde trotz eines Sehfehlers genommen und sollte die Erste-Hilfe-Leistungen der Roten Armee dokumentieren.

Vom 22. April 1945 bis zum 22. Mai schuf er „authentische Fotografien mit künstlerischem Anspruch“, also abseits der offiziellen, oft gestellten Aufnahmen. Der Mann durfte neben verletzten Rotarmisten und Krankenschwestern seine „Kiew“-Kamera auch benutzen, wenn es in seinem Kopf Klick! machte. So entstanden private Aufnahmen – wie jene oben auf dieser Seite, die den Augenblick festhält, als Rotarmisten kurz nach dem Krieg ihren Panzer in einem Vorgarten parken und selbst froh sind, dass sie mit dem Leben davongekommen sind. Gierig greifen die Menschen zu, wenn die offizielle Kapitulation Schwarz auf Weiß verteilt wird.

Ein unschätzbarer Fund

Faminsky wird demobilisiert, kehrt nach Moskau zurück. Seine inoffiziellen Aufnahmen geraten in Vergessenheit, der Fotograf stirbt 1993. Die Enkel bieten sein Archiv in Russland zum Kauf an, vergeblich. Im Internet wird der Moskauer Fotograf Arthur Bondar auf die Fotos aufmerksam, kauft das Archiv vor zwei Jahren und veröffentlicht das Fotobuch „V.1945“ mit Faminskys Bildern. Mai 45 – also der fünfte Monat im Jahr des Schicksals für Deutschland und die Welt.

„Die Fotogalerie Bildband Berlin ist stolz, zusammen mit Arthur Bondar einen Teil der Fotografien Valery Faminskys hier in Berlin, wo sie entstanden sind, zum ersten Mal zu zeigen“, sagt Thomas Gust. Eine Auswahl des mittlerweile digitalisierten Archivs wird in der Immanuelkirchstraße zu sehen sein, ebenso das Fotobuch aus Moskau. Im gut sortierten Laden steht die Tür nicht still, und wenn Thomas Gust ein Foto seiner historischen Sammlung aus Moskau in die Hand nimmt, zieht er sich vorher weiße Handschuhe über: „Die Bilder zeigen den Lebenswillen der Berliner und die unfassbare Zerstörung der Stadt. Ein unschätzbarer Fund.“

Ausstellung „Berlin Mai 1945“, Fotos von Valery Faminsky. Bildband Berlin, Immanuelkirchstraße 33, 12. Mai bis 12. Juli. Geöffnet Mo-Fr von 12-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr.

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