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Bahn: Premiere für milliardenteure Projekte

Der neue Berliner Hauptbahnhof und die ICE-Rennstrecke Nürnberg-München sind am Sonntag ohne größere Probleme in Betrieb gegangen. In den Hauptbahnhof kamen erneut zahlreiche Schaulustige.

Berlin - Bei der bundesweiten Fahrplanumstellung lief der Verkehr insgesamt gut an, wie ein Sprecher am Nachmittag in Berlin sagte. Zwischen Leipzig und Berlin mussten jedoch zwei Züge umgeleitet werden. Grund war eine Oberleitungsstörung, die laut Bahn aber rasch behoben werden konnte. Die neuen Trassen sollen die Reisezeiten etlicher Fernzüge verkürzen.

In den Berliner Hauptbahnhof kamen erneut zahlreiche Schaulustige, nachdem ein Eröffnungsfest am Wochenende rund eine Million Menschen angelockt hatte. Getrübt wurde die Feier durch den Amoklauf eines Jugendlichen am späten Freitagabend in der Nähe, der 31 Menschen verletzte.

In der Nacht zu Sonntag starteten in der gläsernen Zentralstation am Berliner Regierungsviertel die ersten regulären Züge. Um 23.56 Uhr fuhr im oberirdischen Teil ein Regionalexpress in die Stadt Brandenburg mit 13 Minuten Verspätung ab. Im unterirdischen Teil des rund 700 Millionen Euro teuren Baus rollte pünktlich um 0.29 Uhr der erste Zug los. Der Regionalexpress ins brandenburgische Eberswalde wurde von der Bahn offiziell als erster Zug im neuen Tunnel unter der Innenstadt verabschiedet. Er führt auf die Strecke nach Leipzig, die mit neuer Leittechnik für Tempo 200 ausgerüstet wurde.

300 Stundenkilometer

Auf der 3,6 Milliarden Euro teuren Trasse in Bayern beschleunigen die ICE teils bis auf 300 Kilometer pro Stunde - so schnell geht es auf der Schiene bisher bundesweit nur zwischen Frankfurt/Main und Köln. Die Bahn erwartet durch die kürzeren Fahrzeiten deutlich mehr Passagiere. In Schleswig-Holstein haben Kunden in einem Pilotprojekt nun Anspruch auf Entschädigung bei großen Verspätungen im Nahverkehr. Bei mehr als einer Stunde über Plan gibt es 25 Prozent des Fahrpreises als Gutschein zurück.

In Berlin hatte als Höhepunkt der Einweihungsfeier am Freitagabend eine spektakuläre Lichtshow den Hauptbahnhof in Szene gesetzt, bevor es in der Nähe zu dem Amoklauf kam. Bahnchef Hartmut Mehdorn äußerte sich bedrückt über den Vorfall. Einlasskontrollen an den Eingängen des Bahnhofs gab es nicht. Vor Ort und an den anderen neuen Berliner Stationen Gesundbrunnen, Potsdamer Platz und Südkreuz waren aber hunderte Sicherheitskräfte im Einsatz.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte den teuersten und aufwendigsten Bahnhofsneubau der Nachkriegszeit nach über 10 Jahren Bauzeit am Freitag offiziell eröffnet. Berlin hat nun zum ersten Mal in seiner langen Eisenbahngeschichte einen zentralen Umsteigebahnhof für Reisen in alle Himmelsrichtungen. Am bekannten Bahnhof Zoo im Westteil der Stadt halten nun nur noch Regionalzüge. Aus Protest dagegen verabschiedeten Geschäftsleute und Bürger am späten Samstagabend mit fünf Trauerkränzen die letzten Fernzüge. (tso/dpa)

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