Berlin: Bammel vor Big Brother - Aktion gegen das verschärfte Passgesetz
Unter dem Motto "Keine Sondergesetze für Fußballanhänger - gegen Passeintragungen, Meldeauflagen und Einschränkung der Reisefreiheit" findet heute in Mitte eine Demonstration von Hooligans statt. Der Aufzug startet um 14 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz, führt über die Friedrichstraße und Unter den Linden zum Alexanderplatz.
Unter dem Motto "Keine Sondergesetze für Fußballanhänger - gegen Passeintragungen, Meldeauflagen und Einschränkung der Reisefreiheit" findet heute in Mitte eine Demonstration von Hooligans statt. Der Aufzug startet um 14 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz, führt über die Friedrichstraße und Unter den Linden zum Alexanderplatz. Um 17 Uhr soll die Demo mit einer Abschlusskundgebung enden. Bei der Polizei sind 800 Teilnehmer angemeldet, in Szenekreisen wird mit 300 Fußballanhängern gerechnet. Neben den Hooligans des BFC Dynamo und von Hertha BSC werden kleinere Gruppen aus Nord- und Ost-Deutschland erwartet. Die Polizei erwartet eine friedliche Veranstaltung, "da die Hooligans aus ihrer Anonymität heraustreten müssen", so ein Polizei-Sprecher. In Deutschland wird die Zahl der gewaltbereiten Anhänger auf 8000 geschätzt, die Zahl der Hooligans auf 3000 Personen. In Berlin werden von der Polizei 350 Fußballfans in der "Kategorie C" für gewaltbereit geführt.
Die Aktion richtet sich gegen das verschärfte Passgesetz, dass eine Ausreise aktenkundiger Hooligans zur Fußball-Europameisterschaft in Belgien und Holland verhindern soll. Die Gesetzesänderung sieht vor, dass eine Ausreise trotz Verbots nun eine Straftat und nicht wie bisher eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Das Fan-Projekt Berlin stellt jetzt die Frage, welche Fußballanhänger in der Datei "Gewalttäter Sport" erfasst seien. Schließlich treffe solch ein Gesetzentwurf auch "Alt-Hools", von denen keine Gewalt mehr ausgehe. Auch könnten Fans registriert sein, die durch Zufall in die "Kategorie C" eingestuft wurden. "Man grenzt sie aus, ändert aber nichts an den Ursachen", sagt Ralf Busch, Sozialpädagoge beim Fan Projekt. "Das eigentliche Problem wird verschoben." Vereinzelt tragen Hooligans ihre Schlägereien lieber ungestört in der Provinz aus.
Auch für den "normalen" Fußball-Fan hat sich die holländische Justiz etwas einfallen lassen: "Hetzerischen Sprüchen" kosten umgerechnet 915 Mark, Beschmutzung der lokalen Infrastruktur 690 Mark. Für Trunkenheit in der Öffentlichkeit werden knapp 250 Mark fällig.
A.G.