
Appell der Bahn in Berlin: Bei Streik: Keine Räder in der S-Bahn
Wegen Enge im Waggon: Die Bahn bittet darum, während des Streiks keine Fahrräder mitzunehmen. Einige Fahrradfahrer in Berliner Bahnen müssen sogar aussteigen.
Kurz vom Bahnhof Stadtmitte der U6 meldet sich ein junger Mann, irgendwo im Gewühl: „Hey Leute, sorry, ich muss jetzt mit dem Rad hier raus.“ Gemurre. „Ich wusste echt nicht, dass Streik ist.“ Darauf eine ältere Frau: „Konnte man ja ooch nich’ wissen. Stand ja nirgends!“
Nun, ein paar Berliner dürften schon mitbekommen haben, dass seit Dienstag gestreikt wird bei der Bahn. S-Bahnen kommen ganz selten, Regionalbahnen auch nicht und die U-Bahnen der BVG sind im Berufsverkehr sogar so voll, dass nicht mal alle Fahrgäste hineinpassen und stattdessen fluchend auf dem Bahnsteig zurückbleiben. Umso bitterer ist es da, wenn einige Fahrgäste mit ihrem Fahrrad kostbare Zentimeter besetzen.
„Ich habe heute alleine sechs Leute mit Fahrrädern in überfüllten S-Bahnen gesehen“, erzählt Karsten Georgi. „In so einer Streik-Situation, wenn die Bahnen so voll sind, sollte man das verbieten“, findet er.
Die Bahn selbst bittet alle Fahrgäste in Berlin, ihre Räder für die Zeit des Streiks zu Hause zu lassen oder nur mit dem Rad zu fahren. „Wir appellieren hier an die Vernunft der Fahrgäste, keine Räder mitzunehmen“, sagt ein Sprecher der Bahn. Das sei zwar hart, aber die Beförderung von Personen, Kinderwagen und Rollstühlen habe einfach Vorrang. Fahrgäste mit Fahrrädern werden vom Personal auch schon mal aus überfüllten Zügen gebeten, ob nun bei der S-Bahn oder in den Regionalexpresszügen, die vor allem morgens in die Stadt sehr voll sind. Erlaubt sind Fahrräder auch bei der BVG in den Zügen; aber auch dort mussten Fahrgäste mit Rädern schon aussteigen.
Irene Sacchi steht in einem Zug der S-Bahn und lehnt sich an ihr Fahrrad an. Es ist schon Mittag und die Bahn nicht mehr so voll. Darum fährt die 31-Jährige heute extra etwas später zur Arbeit. Sie sei leider auf ihr Fahrrad angewiesen, sagt sie, weil sie zur Arbeit sonst eine halbe Stunde laufen müsse. „Ich verstehe, dass es viele nervt, aber ich fände es schön, wenn die Leute auch etwas mehr Verständnis für die Radfahrer haben würden, die wirklich auf ihre Räder angewiesen sind“, sagt Sacchi.
Henrik Pomeranz