
© Stefan Jacobs
Berlin bekommt beschilderte Wanderwege: 5000 neue Wegweiser für Fußgänger
Kaum jemand kennt die „20 grünen Hauptwege“ durch Berlin. Jetzt wird das alte Projekt neu belebt – für Einheimische und Touristen. Aber nicht alle sind glücklich damit.
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Der Berliner Bär trägt neuerdings einen Rucksack und einen Wanderstock. Bald wird er mit dieser Ausrüstung überall in Berlin anzutreffen sein. Denn bis Herbst 2025 sollen insgesamt etwa 575 Kilometer Wege mit diesem Symbol beschildert werden. Das Vorhaben basiert auf den „20 Grünen Hauptwegen“, einem 2004 vom Senat gemeinsam mit dem Umweltverband BUND und dem Fachverband FUSS gestarteten, aber bisher nur halbherzig umgesetzten und kaum bekannten Projekt.
Am Mittwoch präsentierte Mobilitätssenatorin Ute Bonde (CDU) gemeinsam mit dem Berliner Wanderverband in Kreuzberg die Neuauflage, die das Wegenetz stadtweit populär machen soll. Mit insgesamt 5000 Wegweisern soll sukzessive „ein berlinweites Netz überregionaler Wanderwege“ beschildert werden. Als erster wurde der „Tiergartenring“ ausgeschildert, der auf 23 Kilometern rund um die City führt. Über weite Strecken folgt er dem Landwehrkanal, vom Bahnhof Tiergarten bis zum Hauptbahnhof der Spree, während er in der Ost-City teils an Hauptstraßen und teils entlang von Grünzügen und Friedhöfen verläuft.
Zu diesem Weg gibt es auch bereits einen Flyer, der allerdings eher einem Stadtplan ähnelt und nur wenige Informationen zu den Highlights entlang der Strecke enthält. Solche Flyer sollen auch für die anderen Wege gedruckt werden. Außerdem gibt es die Informationen auch online. Die Seite der Grünen Hauptwege lässt sich auch von unterwegs über QR-Codes an manchen der Wegweise aufrufen.
Noch in diesem Jahr sollen der Kaulsdorfer Weg (Weg 8), der Britz-Buckower Weg (Weg 10), der Wannsee-Weg (Weg 11), der Barnimer Dörferweg (Weg 13) und der Bullengrabenweg (Weg 20) beschildert werden. Die anderen sollen nächstes Jahr folgen. Insgesamt sind 755.000 Euro dafür eingeplant, davon reichlich ein Drittel Planungs- und knapp zwei Drittel Baukosten. An Abzweigen werden größere Wegweiser installiert, entlang der Strecke meist kleinere. Bisher gibt es ausschließlich kleine weiß-blaue Schilder mit den Wegnummern ohne weitere Infos. Das Budget für die Neuauflage sieht Bonde trotz der anstehenden Haushaltskürzungen nicht gefährdet.

© Stefan Jacobs TSP
Die Begehbarkeit der Wege soll von „Wegpaten“ des Wanderverbandes regelmäßig geprüft werden, die Wartung der Schilder übernimmt die landeseigene Grün Berlin GmbH. Roland Stimpel, Vorstand von FUSS e.V., bezeichnet die Wege als „grandioses, leider lange vernachlässigtes Netz“. Er lobt, dass der Senat „Berlins meistpraktizierte Mobilitätsform Gehen neu entdeckt“ habe, aber fordert klaren Vorrang für den Fußverkehr – durch konsequentes Verbot für Kraftfahrzeuge einschließlich E-Scooter, Radfahren nur bei ausreichend Platz und mit Mahnungen zur Rücksichtnahme. Keinesfalls dürfe für die Wege noch mehr Boden versiegelt werden, und die unvermeidlichen Fahrbahnquerungen müssten durch Tempo 30, Zebrastreifen oder Mittelinseln möglichst sicher gestaltet werden.
Als schlechtes Beispiel nennt Stimpel den Charlottenburger Teil des 63 Kilometer langen Spreeweges, der trotz vorhandener Alternativen für den Radverkehr stark verbreitert und asphaltiert werden soll.
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