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Blick auf den Heinrichplatz im Berliner Bezirk Kreuzberg. Der Platz soll bald in Rio-Reiser-Platz umbenannt werden.

© Monika Skolimowska/dpa

Ein König für Kreuzberg: Berlin bekommt Rio-Reiser-Platz

Geplant ist es schon länger, nun sind Anwohner-Einsprüche aus dem Weg geräumt. Der Musiker Rio Reiser wird in Berlin mit einem nach ihm benannten Platz geehrt.

Eigentlich sollte die Umbenennung schon 2020 stattfinden, wegen der Pandemie und Einsprüchen von Einwohner:innen erfolgt sie erst jetzt: Am 21. August wird der Heinrichplatz in Kreuzberg in Rio-Reiser-Platz umbenannt, wie das Bezirksamt am Dienstag mitteilte.

Nachdem das Bezirksamt seine Pläne zur Umbenennung im April 2021 im Amtsblatt veröffentlicht hatte, legten Anwohner:innen vier Mal Widerspruch ein. Diese wurden jedoch im Oktober als unzulässig zurückgewiesen.

Die Entscheidung zur Umbenennung war umstritten, auch weil der Bezirk beschlossen hatte, dass Straßen und Plätze nur noch nach Frauen benannt werden sollen – und zwar, bis 50 Prozent der Straßennamen weiblich sind.

Doch jetzt ist die Ehrung für Reiser offiziell. Anlässlich der Umbenennung ist am 21. August von 17 bis 22 Uhr eine Feier vor Ort geplant, bei dem auch ein Gedenkzeichen für den 1996 verstorbenen Sänger eingeweiht werden soll.

Berlin feiert Reiser mit Prominenz

Erwartet wird auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die in den 80ern einige Jahre Managerin von “Ton Steine Scherben” war. Reiser war Frontsänger der Band. Die Grünen-Politikerin bewohnte einige Zeit auch mit anderen Musikern eine WG in einem Bauernhaus im nordfriesischen Fresenhagen.

„Mit dieser Einweihung feiern wir die symbolische Rückkehr von Rio Reiser nach Hause, in einen Bezirk, in dem er jahrelang zuhause war”, sagt Roth zur Umbenennung des Platzes. “Rios Kreuzberger Zeit war eine kreative, aufrührerische und schwierige Zeit, politisch-künstlerisch wie persönlich. Sein privates und künstlerisches Leben war avantgardistisch in jeder Hinsicht.” Er habe offen und selbstbewusst zu seiner Homosexualität gestanden. “Wie kaum ein anderer Künstler in Deutschland hat er gezeigt, dass das Private politisch ist.”

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“Rio Reiser war und ist vielen Menschen der LSBTTIQ-Bewegung ein Vorbild”, sagt  Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne). Der Bezirk setze sich dafür ein, dass die Erinnerungskultur diverser und vielfältiger werde. Die Benennung eines Platzes nach einem homosexuellen Künstler trägt laut Herrmann zur stärkeren Sichtbarkeit queerer Menschen im Stadtbild bei.

Linken hatten 2017 Umbenennung beantragt

Beim Einweihungsfest sollen die Bands “Ton Steine Scherben”, “Il Civetto”, “Bungalow-Gang” und “Mein Name ist Mensch” auftreten und Texte des Sängers vorgelesen werden. Mit dabei sein werden neben der Bezirksbürgermeisterin und der Kulturstaatsministerin auch Weggefährt:innen und Familienmitglieder Rio Reisers.

Im November 2019 hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für die Umbenennung gestimmt. Diese sollte im Jahr 2020 zum 70. Geburtstag Reisers und dem 50. Jubiläum der Band "Ton Steine Scherben" stattfinden.

Das Vorhaben der Umbenennung geht zurück auf einen Antrag der Linken von 2017. Darin heißt es zur Kritik, dass zu viele Straßen und Plätze im Bezirk nach Männern benannt sind, dass auch Personen mit LSBTTIQ-Hintergrund geehrt werden sollten, was auf Rio Reiser zutrifft.

Der in der Szene populäre Heinrichplatz an der Oranienstraße mit vielen Kneipen, Bars und Clubs ist benannt nach Heinrich von Preußen (1781-1846), einem jüngeren Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III. (1770-1840). (mit dpa)

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