Die Frage stand vor dem Gespräch natürlich im Raum: Darf man sich mit dem Gegner überhaupt an einen Tisch setzen? Nach einigen internen Diskussionen akzeptierten die Mitglieder des Bündnisses Nolympia jedoch die Einladung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), über eine Bewerbung der Stadt für Spiele in Berlin im Jahr 2024 oder 2028 zu reden. Am Dienstag traf sich eine sechsköpfige Delegation der Berliner Olympiagegner in der Berliner Niederlassung des DOSB mit dessen Präsidenten Alfons Hörmann und dem Generaldirektor Michael Vesper zu einem Meinungsaustausch.

Der Nolympia-Initiative gehören unter anderem die Grüne Liga, der Umweltverband Nabu, die Initiative Wassertisch, die Naturfreunde und Vertreter der Linken an. Es ist wenig überraschend, dass der Termin nur dazu dienen konnte, die jeweiligen Positionen darzustellen. Die Olympiagegner legen Wert darauf, sich nicht umarmen zu lassen. Der DOSB strebe einen partizipativen Prozess bei der Erarbeitung des Bewerbungskonzeptes an, heißt es in einer Erklärung des Sportverbandes. Aber man lade die Nolympia-Vertreter zur Mitarbeit in den kritischen Punkten ein. „Wir haben grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen zu einer Olympiabewerbung. Trotzdem hoffen wir auch weiter auf einen aktiven Dialog, um die Argumente auszutauschen. Wir nehmen die Bedenken der Gegner ernst, auch wenn wir sie nicht teilen“, sagten die Sportfunktionäre Hörmann und Vesper im Anschluss an das Treffen.
„Die Stadt kann es sich einfach nicht leisten. Erst kommt die Pflicht, dann die Kür. Und Olympia ist Kür“, sagte die linke Abgeordnete Gabriele Hiller. „Die Situation ist so verkorkst, dass man es lieber lassen sollte.“ Sie meine das nicht nur aus finanzpolitischer Sicht. Beispielsweise werde der Breitensport von Olympia nicht profitieren. Wie könne es etwa sein, dass es etwa in Marzahn-Hellersdorf kein Freibad gebe, aber für die Spiele eine temporäre Großschwimmhalle gebaut werden solle. Wenig glaubhaft ist nach Hillers Worten der Wunsch des DOSB nach Bürgerbeteiligung. Wie könne es sonst sein, dass die Entscheidung, dass sich eine deutsche Stadt bewerben soll, bereits feststeht.
Auch Hamburg steht in den Startlöchern
Offiziell wird der deutsche Sport dies am 6. Dezember beschließen. Das Präsidium des DOSB hat sich allerdings schon darauf festgelegt. Neben Berlin steht noch Hamburg in den Startlöchern. Ursprünglich sollte schon zu diesem Zeitpunkt auch der Kandidat benannt werden. Jetzt wird dieser Ende März festgelegt. Eine Entscheidung hängt auch davon ab, wie hoch die Zustimmung für die Spiele ist. Bisher ist die Skepsis sowohl in Hamburg als auch Berlin groß; rund die Hälfte der Einwohner lehnen bisher Olympia ab. Bei den Fraktionen im Abgeordnetenhaus ist nur die Linke geschlossen gegen Olympia.

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