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Der Abgeordnete Alexander King und die Krankenschwester Josephine Thyrêt wollen erste Vorsitzende des Berliner Landesverbandes des Bündnis’ Sahra Wagenknecht (BSW) werden.

© Mario Heller/Mario Heller

Wagenknecht-Bündnis in Berlin: Vorwurf der AfD-Nähe „abstrakt und böswillig“

Das Bündnis Sahra Wagenknecht startet in Berlin mit starkem Rückenwind. Es will dort angreifen, wo andere an Zuspruch verlieren.

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Wenn am Sonntag im Treptower Ortsteil Adlershof der Berliner Landesverband des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gegründet wird, beginnt für Josephine Thyrêt ein neuer Lebensabschnitt. Die 49-Jährige kandidiert neben dem ehemaligen Linke-Abgeordneten Alexander King – beide lernten sich auf dem diesjährigen Ostermarsch kennen – für den Landesvorsitz der Partei.

Da sich Thyrêt und King im Vorfeld auf eine Doppelspitze verständigt haben, hat die Vorsitzende des Vivantes-Betriebsrats künftig einen zweiten Spitzenposten inne: den der Berliner BSW-Chefin.

Darauf angesprochen, lächelt die Mutter dreier Kinder eher verlegen. Sie würde liebend gern die bis Mai 2026 laufende Wahlperiode im Betriebsrat beenden, erklärt sie. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte sich das politische Engagement ohnehin im Ehrenamt abspielen.

Danach jedoch könnte der Weg der in Pankow geborenen Krankenschwester eine andere Richtung nehmen. 134.000 Wählerstimmen und 8,7 Prozent Stimmenanteil holte das erst im Januar gegründete BSW in der Hauptstadt bei der Europawahl.

Allen voran im Osten der Stadt räumte die Partei ab und wies die dort lange vorherrschende Linkspartei deutlich in die Schranken. „So weit bin ich längst noch nicht. Damit befasse ich mich gedanklich aktuell überhaupt gar nicht“, antwortet Thyrêt auf die Frage, ob sie im September 2026 für das Abgeordnetenhaus kandidieren wird.

Die 8,7 Prozent der Europawahl sind der Maßstab für die kommenden Wahlen.

Alexander King, designierter Chef des Berliner BSW

Ganz anders der vom Boulevard bereits als „Berliner King (engl. für König) von Sahra Wagenknecht“ bezeichnete King. „In zwei Jahren hoffen wir natürlich, dass wir in Aussicht haben, sehr stark ins Abgeordnetenhaus einzuziehen. Wir wollen mit einer starken Fraktion ins Abgeordnetenhaus und mit Fraktionen in alle Bezirksverordnetenversammlungen vertreten sein“, erklärt er selbstbewusst und bezeichnet die 8,7 Prozent vom Juni als „Maßstab für die kommenden Wahlen“.

Darüber, wie das gelingen soll, wollen die aktuell knapp 80 Mitglieder des Berliner BSW am Sonntag sprechen. Ein „Arbeitsparteitag“ stehe an, erklären Thyrêt und King. Erst werde der Landesvorstand gewählt, dann hinter verschlossenen Türen getagt und anschließend eine Pressekonferenz gegeben. Bereits am frühen Sonntagnachmittag soll der Gründungsparteitag schon wieder Geschichte sein.

Angebot an alle, die sich nicht gehört fühlen

Doch auch wenn keine inhaltlichen Debatten zu erwarten sind: Wen die beiden Kandidierenden politisch adressieren wollen, wissen sie genau: „Wir wollen eine Stimme für diejenigen sein, die sich in den politischen Diskussionen aktuell überhaupt nicht wiederfinden. Ihnen wollen wir ein Angebot machen“, erklärt King. Er ergänzt, im Fokus des BSW stünden Menschen aus dem „klassisch-sozialdemokratischen Milieu“, die etwas konservativer als das klassische Linke-Publikum tickten.

Thyrêt, die dem BSW berufsbedingt in der Gesundheitspolitik Profil geben möchte, bezeichnet die Friedensfrage als „das übergeordnete Thema für das BSW“. Sie sei ganz entscheidend „an den Erhalt der sozialen Errungenschaften in diesem Land gekoppelt“, erklärt sie und fordert: „Deshalb muss der Krieg in der Ukraine schnellstmöglich beendet werden.“

Zuvor hatte der im Oktober aus der Linke ausgetretene King in einem Gastbeitrag erklärt: „Der Ukrainekrieg hätte bereits im Frühjahr 2022 beendet werden und Millionen Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Doch Präsident Selenskyj hat die Verhandlungen auf westlichen Druck hin abgebrochen.“ Einzig „das Ende der militärischen Konfrontationspolitik mit Russland“ eröffne den Weg in eine sichere Zukunft, ergänzte King.

Positionen, die so sonst nur die AfD vertritt – und dennoch ganz anders gemeint sein sollen. „Wir haben mit der AfD überhaupt gar keine politischen Überschneidungen“, versichert King und nennt derartige Vorwürfe eine „sehr abstrakte und auch böswillige Diskussion“. „Natürlich werden wir nicht mit der AfD zusammenarbeiten. Sie ist teilweise rassistisch und menschenverachtend. Das verbietet sich“, versichert er.  

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