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Kai Wegner, Landesvorsitzender der CDU-Berlin und Fraktionsvorsitzender der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, kommt zum Sondierungsgespräch zwischen der Berliner CDU und der Berliner FDP in die Landesgeschäftsstelle der CDU.

© picture alliance/dpa / dpa/Christoph Soeder

Berlin Gossip: Die Statistiker der Pop-up-Radwege

CDU-Fraktionschef Kai Wegner und die Tageszeitung „B.Z.“ wettern gegen die Pop-Up-Radwege in der Kantstraße und berufen sich dabei auf eine fragwürdige Statistik.

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Winston Churchill soll mal gesagt haben: „Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe“, dieser Satz wurde zum geflügelten Wort, den sich offenbar auch Berliner CDU-Chef Kai Wegner und die Tageszeitung „B.Z.“ ab und an ein wenig zu sehr zu Herzen nehmen.

Letztere ist empört und leitet am Dienstag eine Meldung mit dem Titel „Mehr Radfahrer-Unfälle trotz Pop-up-Radweg!“ wie folgt ein: „Bringen die Pop-up Radwege wirklich mehr Sicherheit für Radler? Das versprechen die Befürworter, doch zumindest in der Kantstraße sieht die Realität anders aus.“ Im weiteren Verlauf des Textes wird diese Realität dann auch fleißig mit Statistiken unterlegt.

Der Aufreger geht zurück auf Wegner, der beim Senat eine entsprechende Anfrage gestellt hat. Und das Ergebnis dieser Anfrage sei „erschütternd“: Bevor die extra breiten Radwege auf der Kantstraße und auf der Neuen Kantstraße eingeführt wurden, gab es „nur“ 33 Unfälle mit Radfahrern. Das war 2019.

2020 sind dann die Pop-up Radwege eingeführt worden und schwupps, waren es schon 34 Unfälle. Und damit nicht genug – im vergangenen Jahr waren es sogar 47 Unfälle. Und laut „B.Z.“ kritisiert Wegner die Ideologie der Radfahr-Befürworter: „Fahrradfahren muss auch in Berlin sicher möglich sein. (...) Das geht auch unideologisch“, sein konstruktiver Vorschlag für mehr Sicherheit: Vorschalt-Ampeln.

Der Radverkehr auf der Kantstraße ist um 232 Prozent gestiegen

Die Frage ist aber, wie unideologisch hier wirklich argumentiert wird. Denn was der “B.Z.“-Text und offenbar auch Herr Wegner unterschlagen, ist die Tatsache, dass in den Jahren nach Einführung der breiten Radwege der Fahrradverkehr um sage und schreibe 232 Prozent gestiegen ist. Das geht zumindest aus einem Bericht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor.

Diese rechnet die Auswertungen offizieller Verkehrsdetektoren vor: Mit Einrichtung des Pop-up-Radwegs Ende April 2020 habe sich der Radverkehr auf der Kantstraße mehr als verdreifacht, von durchschnittlich 1500 auf mehr als 5100 Fahrräder pro Tag. Übrigens, im gleichen Zeitraum soll der Kfz-Verkehr von täglich knapp 21.000 Kfz auf knapp 16.400 Kfz pro Tag gesunken sein. Die Berechnungen der DUH sind auf Grundlage von Daten der Mobilitätsplattform Strava Metro entstanden.

Mit den Zahlen der DUH im Hinterkopf, ist das Ende des „B.Z.“-Textes besonders erhellend, das schon wieder Rechnungen aufstellt: Durch die Pop-up Radwege sollen bereits 180 Parkplätze weggefallen sein. Da, verzeihen Sie den Wortwitz, poppt die Frage auf: Hatte hier jemand Probleme einen Parkplatz zu finden?

Und der Vorschlag liegt nahe, dass dieser Jemand sich vielleicht mal Gedanken darüber machen sollte vom Auto auf das Fahrrad umzusatteln – das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit und das Gehirn. Zumindest wenn man einer Statistik von 2015 aus dem Radwegeland Niederlande glauben möchte.

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