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Berliner Mietspiegel 2024: Vonovia-Chef spricht von Manipulation – Senat widerspricht energisch
Der aktuelle Mietspiegel sei „getürkt“, behauptet Vonovia-Chef Rolf Buch. Belege liefert er keine. Der Mieterverein spricht von einem „Ablenkungsmanöver“.
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Der Vorstandsvorsitzende von Vonovia, Rolf Buch, hat schwere Vorwürfe gegen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erhoben. Buch geht davon aus, dass der vom Senat in Auftrag gegebene Mietspiegel manipuliert wurde. „Ich bin gespannt auf den nächsten Mietspiegel in Berlin, denn bei dem letzten Mietspiegel war so offensichtlich, dass da getürkt wurde“, sagte Buch bei einer Veranstaltung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) am Mittwoch.
Wenn in einer Stadt wie Berlin, „die Mieten nur um zwei Prozent gestiegen sein sollen, in manchen Beständen sogar gesunken sind, dann ist es so offensichtlich, dass der letzte Mietspiegel getürkt war“, erklärte der Chef von Deutschlands größten Immobilienkonzern.
Die von Christian Gaebler (SPD) geführte Senatsverwaltung widerspricht Buch energisch. „Der Vorwurf entbehrt jeglicher Grundlage“, teilte Martin Pallgen, Sprecher der Verwaltung, auf Tagesspiegel-Anfrage mit. „Die dem Berliner Mietspiegel 2024 zugrundeliegenden Daten wurden von einem beauftragten Institut auf Grundlage einer repräsentativen Stichprobe nach anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen ermittelt.“ Dabei handelt es sich um das Unternehmen ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung.
Der Mietspiegel wurde vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, in dem auch Vonovia Mitglied ist, anerkannt. Er bietet eine Übersicht über die jeweiligen ortsüblichen Vergleichsmieten. Vermieter können auf dieser Grundlage die Mieten bis zu dieser Grenze anheben. Dabei gilt der Grundsatz: Die Miete darf innerhalb von drei Jahren nur um maximal 15 Prozent angehoben werden.
Auf Nachfrage konkretisierte Bruch, dass „sich die im Mietspiegel dargestellte Mietentwicklung von den Neuvertragsmieten auf den Portalen immer weiter“ abkoppeln würde. „Diese Schere wird durch den aktuellen Mietspiegel größer, und das sehen wir mit Sorge“, sagte Bruch. In Berlin würden sich „spezielle Effekte“ wie der Mietendeckel, die langjährigen Moratorien für die landeseigenen Wohnungsunternehmen und die Vorgaben des Bündnisses für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen auf den Mietspiegel auswirken. „Dazu kommt eine geringe Berücksichtigung von Neuvertragsmieten und die überproportionale Berücksichtigung von Daten von landeseigenen und genossenschaftlichen Vermietern“, sagte Buch.
Mieterverein kritisiert „populistischen Äußerungen“
Der Median der ortsüblichen Vergleichsmieten im aktuellen Mietspiegel liegt bei 7,21 Euro pro Quadratmeter – ein moderater Anstieg von 0,7 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmieten im Vergleich zum Vorjahr. Beim Mietspiegel im Jahr 2023 lag der Wert noch bei 7,16 Euro pro Quadratmeter. Allerdings sind die beiden Werte nur bedingt miteinander vergleichbar, unter anderem weil sich die Berechnungsgrundlage des Mietspiegels inzwischen geändert hat. Sie zeigen aber eine Tendenz.
Der Berliner Mieterverein kritisiert Buchs Vorwurf. Geschäftsführerin Wibke Werner teilte dem Tagesspiegel mit: „Der Versuch Herrn Buchs, mit einer derart provokanten Aussage den Berliner Mietspiegel zu diskreditieren, entbehrt jeder Grundlage und scheint mehr Ablenkungsmanöver von den Unzulänglichkeiten der Vonovia zu sein, die seit Wochen mit fehlerhaften Heizkostenabrechnungen und überzogenen Mieterhöhungen in der Kritik steht.“
Der Vonovia-Chef irre, wenn er meint, dass der Mietspiegel „die Entwicklung der Marktmieten abbilden“ müsse. Bei der ortsüblichen Vergleichsmiete handle es sich um eine modifizierte Größe, die nicht nur die jahresaktuellen Angebotsmieten, sondern die Mieten der vergangenen sechs Jahre berücksichtige. „Es steht dem Vorstandsvorsitzenden des größten Berliner Vermieters nicht gut zu Gesicht, mit derart populistischen Äußerungen das Vertrauen in den Mietspiegel zu zersetzen“, sagte Werner.
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