Berlin: Berliner Polizei zählt immer mehr Anzeigen
Die Statistik verzeichnet 70 Prozent mehr „Straftaten gegen das Leben“: Das lag wohl am Amoklauf vom Hauptbahnhof, bei dem es 37 Verletzte gab
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In Berlin werden offenbar immer mehr Straftaten angezeigt. Im Zeitraum von April bis Dezember des vergangenen Jahres ist die Zahl der Gesamtstraftaten auf 377 630 gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von knapp einem Prozent. Die sogenannte Eingangsstatistik der Polizei gibt Auskunft, wie viele mutmaßliche Straftaten angezeigt werden.
Besonders markant scheint der starke Anstieg der Delikte „Straftaten gegen das Leben“ zu sein. Darunter fallen Körperverletzung mit Todesfolge, fahrlässige Tötung, Mord und Totschlag sowie deren Versuche. 245 dieser Straftaten zählt die polizeiliche Eingangsstatistik – das entspräche einer Steigerung um knapp 70 Prozent.
Doch dieser starke Anstieg kommt möglicherweise durch den sogenannten Amoklauf am Hauptbahnhof im Mai vergangenen Jahres zustande: Ein 16-Jähriger hatte nach der Eröffnungsfeier des Hauptbahnhofs wahllos auf Passanten eingestochen. „Jedes der mindestens 37 Opfer, die eine Anzeige erstattet haben, wurde in die Eingangsstatistik aufgenommen. Obwohl es sich eigentlich um eine Straftat handelt“, erklärt ein Ermittler. Deshalb seien die Zahlen der Eingangsstatistik mit Vorsicht zu genießen.
„Mehr Anzeigen sagen noch nichts darüber aus, ob es mehr Straftaten in der Stadt gibt oder Berlin gar gefährlicher geworden ist“, sagt ein Ermittler. Denn die Eingangsstatistik speichere jede angezeigte mutmaßliche Straftat. Dazu wird beispielsweise auch der vermeintliche Diebstahl einer Geldbörse gezählt. „Wenn der Besitzer einen Tag später sein Portemonnaie doch unterm Autositz oder in der Wohnung findet, besteht die Anzeige zwar noch – Diebstahl war das aber nicht, sondern einfach Dusseligkeit“, erklärt ein Ermittler. Hinzu kommt das Phänomen, dass bestimmte Straftaten immer dann häufiger angezeigt werden, wenn sie öffentliches Gesprächsthema sind und öfter in den Medien erscheinen. Dies trifft laut Polizei beispielsweise auf häusliche Gewalt, Misshandlung oder Verwahrlosung von Kindern zu. Hier seien die Leute sensibler geworden und zeigten Vorfälle häufiger an.
Auffällig ist auch die Zunahme bei den Anzeigen wegen schwerer Gewaltstraftaten wie Raub und räuberische Erpressung. 6190 Delikte wurden gezählt – das ist ein Zuwachs von knapp drei Prozent.
Laut Eingangsstatistik wird auch häufiger in Wohnungen eingebrochen: Mit einer Zunahme um knapp zehn Prozent wurden stadtweit 5090 Wohnungseinbrüche angezeigt. Diese Zunahme bereitet nach Tagesspiegel-Informationen besonders den Ermittlern im Ostteil der Stadt Probleme. Vor allem Rumänen und Täter aus dem ehemaligen Jugoslawien hätten sich auf die Einfamilienhaus-Gegenden in Altglienicke, Mahlsdorf und Rahnsdorf konzentriert.
Die Einbrecher kämen vor allem in den dunklen Jahreszeiten m Herbst und Winter, wenn es früh am Tag dunkel wird. Während die Eigentümer arbeiten, steigen die Banden in die Häuser ein. Im Osten haben sie es offenbar leichter als in Zehlendorf: „Die Häuser sind viel weniger gegen Einbruch gesichert“, hieß es.
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