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Berlin: Berliner Tiergärten: Auf die Bäume, ihr Affen

Für sechs Millionen Lotto-Mark kann man prima wohnen. Jedenfalls 36 "Afrikaner" in Friedrichsfelde.

Für sechs Millionen Lotto-Mark kann man prima wohnen. Jedenfalls 36 "Afrikaner" in Friedrichsfelde. Im Dezember bezogen die Dscheladas, Brazza- und Monameerkatzen, Husarenaffen und Rotscheitelmangaben im Tierpark ihr neues Affenhaus. Jetzt können sich die afrikanischen Primaten zusätzlich auch noch auf 3400 Quadratmetern im Freien auf Bäumen tummeln - die neue Anlage ist eine Osterüberraschung für die Tierparkbesucher. Nicht die einzige, wenn man vom Wetter absieht, für das heute nur "heitere Abschnitte" versprochen wurden.

"Heitere Abschnitte" könnte man im Tierpark auch am Ostersonntag gut gebrauchen, will doch das Luftfahrt-Orchester von 12 bis 16 Uhr am Terrassencafé musizieren und das "Trio Mirage" mittags an der Cafeteria. Nicht nur deshalb lohnt sich ein Osterspaziergang im Tierpark, auch wenn die Quecksilbersäule sich um die 6 bis 8 Grad rumquält.

Wer sich warm und wetterfest anzieht, kann in dem 160 Hektar großen Landschaftspark nicht nur die possierlichen Affen in ihrem neuen Zuhause besuchen, sondern auch allerlei typisches Ostergetier entdecken. "Rote Sachsen" und "Blaue Wiener" etwa - so heißen zwei Kaninchenrassen - und Küken und Lämmer jede Menge. Nur streicheln darf man nirgends - auch der Tierpark beugt der drohenden Seuchengefahr vor. Zwar nicht österlich, aber dafür sind die Stars unter dem Tierpark-Nachwuchs die quicklebendigen einjährigen Elefanten "Tutume" und "Matibi" und die gerade erst geborenen Tiger-Drillinge "Atha", "Selenya" und "Tyree", denen man im Alfred-Brehm-Haus seine Aufwartung machen kann.

Nicht nur Tierisches gibt es beim Osterspaziergang im Tierpark Friedrichsfelde zu entdecken. Blausternchen blühen da in üppigen Teppichen zwischen den Bäumen, zaghaft wagen sich auch erste Veilchen in den - hoffentlich vorübergehend winterlichen Berliner Frühling, auch die Narzissen beginnen sich zu rühren und Osterglocken sowieso.

Blau-violett, weiß, gelb und rosa blüht es reich auch in der anderen Arche Noah der Stadt. Der Zoo hat aktuell zwar kein spektakuläres Jungvolk anzubieten, aber Tierisches mit über 14 000 Exemplaren schließlich mehr als genug. Mit frisch geschlüpften Zwerghühnern, Osterlämmern, Zicklein und Langohren gibt es auch in der City osterfestliche Statisten in Hülle und Fülle zu bewundern. Aus der Ferne - der Streichelzoo ist auch im Zoo wegen der Gefahr der Maul- und Klauenseuche geschlossen. Der kleine Poitou-Esel, der dort gestern störrisch sein dickes Haupt in den Schneeregen hielt, schaute fast genauso traurig, wie die enttäuschten zwei Sprößlinge im Bollerwagen, den eine junge Frau durchs Gelände zog. Ihre Enttäuschung war erst im Affenhaus vergessen. Dort hatte es am Mittwoch Nachwuchs bei den Haubenlanguren gegeben. Was bei denen zu allerlei Aufregungen führte, wurde doch eine Äffin ausgesperrt. Dies zum Schutz des Neugeborenen. Das wird bei den Haubenlanguren nicht nur vom Muttertier mit sich rumgeschleppt, sondern auch von deren erwachsenen "Töchtern". Die Affenschwestern springen dabei recht achtlos mit dem Familienzuwachs durch den Käfig - raue Zeiten für so ein Affenjunges. Manchmal zu rau. Im Vorjahr passierte es, dass eines vor Liebe fast zerrissen wurde. Die Affenmutter hatte mit aller Kraft an den Händen ihres Nachwuchses gezogen, während an dessen Füßen eine Affenschwester mit eben so viel Verve hing.

Wer es im Zoo schafft, sich von den Bewohnern des Affenhauses zu trennen, könnte zu Ostern auch die Welt der Raubtiere erkunden. Von heute bis zum Ostermontag von 12 bis 17 Uhr können Besucher des Zoomobils im Bereich des Raubtierhauses an Hand spannender Ausstellungsstücke alles über Großkatzen erfahren - übrigens auch in Türkisch und Bulgarisch.

Tiere gab es gestern auch wieder in den Volieren zu bobachten. Der Großteil der Vögel ist ausgewintert. Und der Storch, der beim Übergang zum Landwehrkanal sein Nest gebaut hat, legt vielleicht bis Ostern sein erstes Ei.

Dass auch Schönheiten wie die Rosaflamingos recht zänkisch sein können, ließ beim vorösterlichen Spaziergang Zuschauer des lautstarken Spektakels menschliche Vergleiche ziehen. Ruhig dagegen war es gegenüber bei den Elefanten. Etwas traurig scheinbar auch, noch immer vermissen wohl nicht nur Besucher die kleine "Kiri" unter den grauen Dickhäutern.

Die Riesen im Flußpferdhaus waren übrigens gerade wieder mal unter Wasser unterwegs. Zum Leidwesen ihrer Fans vor der Glasscheibe. Wühlen die Speckrollen bei ihrem Seegang doch stets ihre eigene Hinterlassenschaft auf, die als Mulch am Beckenboden lagert. Und dann sieht man nichts, nur eine einsame Ente auf der Insel.

Heidemarie Mazuhn

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