
© Alix Faßmann
Arbeitskampf bei TikTok beendet: Content-Moderatoren verlieren ihre Jobs
Die Kündigungen sind schon raus: 150 Berliner Content-Moderator:innen werden entlassen. Ein Sozialplan legt Abfindungen fest. Wer sich juristisch nicht wehrt, kassiert zusätzlich eine Prämie.
Stand:
Sechs Wochen nach der Entscheidung des Berliner Landesarbeitsgerichts ist der Streit um die Berliner TikTok-Moderator:innen entschieden. Die Einigungsstelle zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung hat einen Sozialplan verabschiedet. Damit endet ein seit Juni andauernder Arbeitskampf – rund 150 Beschäftigte des „Trust-and-Safety“-Teams in Berlin verlieren ihre Jobs.
Abfindung weit unter Forderung der Gewerkschaft
Die Kündigungsschreiben sind in der vergangenen Woche verschickt worden, laut der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auch an Beschäftigte in Elternzeit. Der Sozialplan regelt die finanziellen Bedingungen für den Abbau der Stellen. Vorgesehen ist eine Grundabfindung von mindestens 17.000 Euro, die mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit steigt. Hinzu kommen Zuschläge von 3.000 Euro pro Kind und 5.000 Euro bei Schwerbehinderung.
Wer auf Klage verzichtet, kassiert Prämie
Beschäftigte, die auf eine Kündigungsschutzklage verzichten, sollen zusätzlich eine Prämie erhalten. Für Mitarbeitende, deren Aufenthaltstitel an den Arbeitsvertrag gebunden ist, wurde die Kündigungsfrist verlängert. Zu Details über Prämien und verlängerter Kündigungsfrist äußerte sich TikTok auf Nachfrage bislang nicht.

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Im Sommer hatte Verdi noch deutlich höhere Abfindungen gefordert – bis zu drei Jahresgehälter – und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten. Daran gemessen fällt das Ergebnis nun deutlich niedriger aus, auch wenn es als Verbesserung gegenüber früheren Unternehmensangeboten gilt. Ende September hatte das Landesarbeitsgericht die Einsetzung einer Einigungsstelle bestätigt und damit den Weg für Kündigungen grundsätzlich freigemacht.
Der Konflikt hatte zuvor bundesweit Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Über Monate hinweg streikten die Moderator:innen, die für die Löschung von falschen, gewalttätigen oder pornografischen Inhalten auf der Plattform zuständig sind. Sie wollten verhindern, dass ihre Arbeit ausgelagert wird und Künstliche Intelligenz zunehmend ihre Aufgaben übernimmt. Ihre Arbeit gilt als psychisch belastend, zugleich ist sie schlecht abgesichert und kaum sichtbar.

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Hintergrund der Auseinandersetzung ist der Konzernumbau bei der chinesischen Mutterfirma ByteDance. Unter dem Projektnamen „Project Beam“ werden Moderationsteams weltweit verkleinert oder geschlossen, während externe Dienstleister und automatisierte Systeme Aufgaben übernehmen. Schon im September hatte das Gericht betont, die Einigungsstelle solle nur Sozialplan und Abfindungen verhandeln – eine tarifliche Regelung mit Verdi war zuvor gescheitert.
Mit dem jetzigen Beschluss endet der Berliner Konflikt formell. Für die betroffenen Beschäftigten aber bleibt das Ergebnis bitter: Sie verlieren ihre Jobs, viele von ihnen nach Jahren im Unternehmen. Für die Branche ist der Fall ein Warnsignal, wie radikal Plattformen Arbeitsprozesse umstellen – und wie wenig Schutz es bislang für jene gibt, die ihre digitalen Räume tagtäglich sichern.
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