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Berliner Wirtschaftssenator gesucht: Worauf Schwarz-Rot jetzt achten sollte
Die CDU war zuletzt nicht glücklich bei der Auswahl der Wirtschaftssenatorinnen. Ein Kommentar zu den anstehenden Koalitionsverhandlungen.

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Nun also wieder die CDU. Das ist nicht immer gut gegangen, wie der Rückblick auf die Wirtschaftssenatorinnen und -senatoren zeigt. Elmar Pieroth war die Ausnahme. Der gebürtige Pfälzer wusste Bescheid in der Berliner Wirtschaft und hatte ein Ohr für die Belange der Betriebe in den 1980er und 1990er Jahren. Nach einer erstaunlich ideologiefreien Dekade mit dem Linken-Politiker Harald Wolf, der den Luftikus Gregor Gysi 2002 in der Senatswirtschaftsverwaltung abgelöst hatte, kam wieder die CDU zum Zug: Sybille von Obernitz blieb bis September 2012 und damit nur zehn Monate, da sie einen Streit mit der landeseigenen Messe vom Zaun gebrochen hatte. Ihre Nachfolgerin Cornelia Yzer machte so ähnlich weiter und fand nie eine Beziehung zur Business Community.
Anschließend versuchte es Ramona Pop von den Grünen. Sie agierte unauffällig und stellte im Zweifel die grüne Gesinnung über die Interessen der Stadt. Pops Desinteresse an der Internationalen Autoausstellung war einer Senatorin nicht würdig. Erstmals seit 1991 stellte die SPD nach der Wahl 2021 wieder den Wirtschaftssenator. Der Unternehmer Stephan Schwarz ist zwar kein Parteimitglied, aber im Zweifel linksliberal. Und er versteht Wirtschaft, auch aufgrund seiner Tätigkeit als Handwerkspräsident. Im rot-grün-roten Senat war Schwarz eine Stimme der Vernunft. Es wäre kein Schaden, würden sich CDU und SPD auf seine Weiterbeschäftigung verständigen. Er selbst hat das indes von der Besetzung des Roten Rathauses mit Franziska Giffey abhängig gemacht.
Das große Thema der Wirtschaft ist neben der klimaneutralen Transformation in den nächsten Jahrzehnten der Arbeitskräftemangel. Die Ressorts für Bildung und Arbeit sind auch deshalb relevanter als das Wirtschaftsressort. Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr sowieso. Aber da Wirtschaft nicht nur in der Wirtschaft gemacht wird, bleibt das Ressort wichtig. Eine Idealbesetzung wäre pragmatisch wie Harald Wolf, empathisch wie Elmar Pieroth und engagiert wie Stephan Schwarz.
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