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Vanta-6 ist ein unbemanntes Boot des deutschen Verteidigungs-Start-ups Stark.
Foto: Stark

© Stark

Drohnenboote für den Schattenkrieg auf der Ostsee: Berliner Start-up entwickelt Schutz für Unterseekabel

Unterseekabel sind leichte Ziele für Sabotage. Das Unternehmen Stark entwickelt Drohnenboote, die sie überwachen sollen.

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Ein schwarzes Boot bahnt sich seinen Weg durch die aufgewühlte See; kein Mensch an Deck, nur Sensoren, die unablässig den Horizont absuchen. Am Steuer sitzt eine Software, im Innern arbeiten Radar, Optik und Algorithmen. Das Drohnenboot des Berliner Verteidigungsherstellers Stark soll Gefahren erkennen, etwa Angriffe auf Unterseekabel in der Ostsee.

„Werden Unterseekabel durchtrennt, steht der Zahlungsverkehr still. Werden Schifffahrtswege blockiert, steigen die Preise im Supermarkt. Das Meer ist nicht nur Teil unserer Sicherheit, es ist ihr Fundament“, sagt Stark-Geschäftsführer Philip Lockwood.

Im Rahmen einer Nato-Übung in Portugal stellte Stark erstmals unbemannte Boote vor — die Produktreihe Vanta. Dem Unternehmen zufolge sind diese Systeme für den Serieneinsatz ausgelegt und könnten Reichweiten von bis zu 900 Seemeilen erreichen, was 1667 Kilometern entspricht. Mehrere Einheiten können gleichzeitig Räume überwachen.

Gesteuert werden sie von der Führungssoftware Minerva, die auch die Zusammenarbeit mit anderen Aufklärungs- und Wirksystemen der Marine steuert.

Schwärme kleiner Boote sind strategisch relevant

Im Krieg in der Ukraine setzte das ukrainische Militär Drohnenboote gegen Schiffe und Hafeninfrastruktur ein und zeigte, dass günstige, weitreichende Systeme große Ziele bedrohen können.

In der Ostsee sehen sich die europäischen Streitkräfte jedoch mit einer anderen Bedrohung konfrontiert. Hier verlaufen Unterseekabel, die Internet und Energietrassen verbinden; Störungen oder gezielte Schäden können weitreichende wirtschaftliche und sicherheitspolitische Konsequenzen haben.

Das bekannteste Produkt von Stark ist die fliegende Kampfdohne Virtus, die von kämpfenden Einheiten in der Ukraine getestet wird.

© Stark

Seit 2022 wurden immer wieder mutmaßliche Sabotagen an solchen Kabeln gemeldet. Diese Verwundbarkeit macht eine flächendeckende, permanente Überwachung notwendig. Für die deutsche Marine, die unter anderem im Rahmen der Operation „Baltic Sentry“ Präsenz zeigt, heißt das: mehr Aufgaben bei begrenzten Ressourcen.

Drohnenboote könnten als zusätzlicher Baustein dienen, um Seegebiete dauerhaft zu überwachen und kritische Infrastruktur frühzeitig zu erkennen. Diese Lücke möchte das Unternehmen Stark mit den Vanta-Drohnenbooten zumindest teilweise schließen.

Stark wurde 2024 von Florian Seibel gegründet. Er hatte zuvor bereits Quantum Systems gegründet, das Aufklärungsdrohnen herstellt. Im Gegensatz dazu stellt Stark bislang vor allem „loitering ammunition“ her, also sogenannte Kamikaze-Drohnen, die mit einem Sprengkopf ausgestattet sind, in der Luft „lauern“ und sich in ihr Ziel stürzen, um es zu zerstören.

Inzwischen zog sich Seibel aus der operativen Führung des Unternehmens zurück. Zu den Investoren hinter Stark gehört auch eine Investmentgesellschaft des umstrittenen Silicon-Valley-Milliardärs Peter Thiel. Das Start-up mit Zentrale in Berlin kooperiert auf See mit JD Marine International. Die Drohnenboote werden in Großbritannien hergestellt.

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