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Baukräne an der Urania in Charlottenburg-Wilmersdorf.

© IMAGO/Olaf Schuelke

Berliner Wirtschaft verharrt im Krisenmodus: „Wir werden mehr Arbeitslosigkeit sehen“

Die Berliner Unternehmen bewerten ihre Lage noch etwas schlechter als im Frühjahr. Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen nicht mehr das größte Problem.

Stand:

Die Berliner Unternehmen sehen wenig Licht am Horizont. Die aktuelle Herbstumfrage von Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie Handwerkskammer (HWK) zur Konjunktur fällt nochmal etwa schlechter aus als die Frühjahrserhebung. Dass die Berliner Wirtschaft gegen den bundesweiten Trend wächst, mag zwar stimmen, aber in der Wahrnehmung vieler Unternehmen sieht die gegenwärtige Lage eher düster aus.

Henrik Vagt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, der IHK spricht von einer „tiefen Krise der Berliner Wirtschaft. Wir bewegen uns seit einigen Jahren seitwärts und wir kommen aus diesem Tal nicht raus. Die Wirtschaft steht an einem Scheideweg.“ Handwerkskammer-Geschäftsführer Jürgen Wittke drückte es nicht ganz so dramatisch aus, doch an den schlechten Bewertungen aus den Unternehmen kam er auch nicht vorbei.

30 Prozent der Betriebe berichten, dass in den vergangenen Monaten die Exporte zurückgegangenen sind.

Konjunkturbericht von IHK und Handwerkskammer

Im Handel sowie im Gastgewerbe verschlechterte sich die Einschätzung der Lage im Vergleich zum Frühjahr deutlich, ebenso in der Industrie. „30 Prozent der Betriebe berichten, dass in den vergangenen Monaten die Exporte zurückgegangenen sind“, heißt es im Konjunkturbericht. Ursachen seien vor allem die US-Zölle.

Der für Berlin wichtige Dienstleistungssektor konnte sich immerhin stabil halten. Beim Blick in die Zukunft, also den Geschäftserwartungen, gab es in diesem Sektor sogar ein leichtes Plus. Vergleichsweise gut läuft es vor allem bei klassischen Dienstleistungen wie Frisören und Kosmetikern.

Besonders alarmierend: Die Krise wirkt sich immer stärker auf die Beschäftigungslage aus. „Wir werden mehr Arbeitslosigkeit sehen“, sagte Vagt. Die Arbeitslosenquote ist bereits auf über zehn Prozent gestiegen. Viele Betriebe planen Personal abzubauen, selbst im Baugewerbe, das noch vergleichsweise stabile Umsätze verzeichnet.

In den meisten Branchen – mal abgesehen vom Handwerk – ist der Fachkräftemangel als Problem in den Hintergrund gerückt. Die „wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“, also Kostendruck durch Löhne, Abgaben und Preissteigerungen, beschäftigen die Unternehme inzwischen deutlich stärker.

Der Investitionsbooster, den die Bundesregierung angekündigt hat, sei in Berlin bislang nicht angekommen, sagte Wittke. Insgesamt fehle es an Impulsen und an Zutrauen.

Von dieser allgemeinen Krisenstimmung könnten sich einzelne Sektoren abkoppeln, erklärte Vagt. Technikgetriebene Start-ups könnten auch in einer schwierigen Gesamtlage erfolgreich sein. Besonders in den Bereichen Sicherheit und Defence. Medizintechnik und Pharma sowie Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) liefen die Geschäfte gut bis sehr gut.

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