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Postbote John Lütke bei der Postzustellung in Berlin-Lankwitz.

© David Heerde / David Heerde

Boten-Mangel bei der Post: Don’t kill the messenger!

Die Probleme der Deutschen Post DHL erfordern Beweglichkeit beim Unternehmen – und seinen Kunden gleichermaßen.

Ein Kommentar von Kevin P. Hoffmann

Briefzusteller und Paketboten aller Geschlechter verdienen Respekt! Ihre Dienstleistung stammt aus einer Zeit vor der elektronischen Informationsübertragung. Früher gab es praktisch nur die Post, um Informationen zu überbringen. Heute aber sind Botinnen und Boten mehr denn je mit den Launen der Empfänger konfrontiert: Der Brief zu klein, das Paket zu groß, falsche Farbe, Delle, defekt, gefällt nicht, geht zurück.

Kaum jemand macht sich Gedanken, welche logistische Leistung vollbracht worden ist, um ein Alltagsprodukt, das mit einem Klick bestellt wurde, über Tausende Kilometer aus dem Werk in China nach Berlin zu befördern. Empfänger sehen nur einen abgekämpften Menschen, der es überbringt.

In all den Jahren hat sich der gute Rat etabliert: Don’t kill the messenger! Töte nicht den Boten. Sie oder er kann oft nichts dafür – auch nicht dafür, wenn gar keine Briefe im Sack sind. In aller Regel sind Boten weder zu faul, zu krank, zu doof oder zu unverschämt, um die Klingel oder den Briefkasten zu finden. Sie legen die Sendung nicht aus Bosheit an einem exotischen Ort ab oder tragen sie in die Zentrale zurück.

Kevin P. Hoffmann ist beim Tagesspiegel Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft in Berlin.
Kevin P. Hoffmann ist beim Tagesspiegel Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft in Berlin.

© Tagesspiegel/Nassim Rad

Ausnahmen bestätigen die Regel. Und das sind die Kandidaten, die den ganzen Zorn auf den Berufsstand ziehen und am Ende auch dafür verantwortlich sind, dass andere Personen, die womöglich im Beruf des Boten die Erfüllung finden könnten, den Job meiden.

Zu leicht vergessen wir die anderen Fälle, in denen alles reibungslos klappt. Zu oft sparen wir uns ein „Dankeschön” – gerade in Großstädten wie Berlin, wo die Post-Angestellten wegen vieler Treppen mehr Meilen gehen.

Die Deutsche Post DHL kann selbst mehr tun. Sie kann mehr Ideen produzieren als nur an einer zunehmenden Automatisierung der Zustellung mit Robotern oder Drohnen zu arbeiten, in der Hoffnung, das bringe mehr Effizienz ins System. Sie braucht Mut und den Anspruch, auch künftig Menschen fast aller Generationen und Schichten für diese ehrenvolle – und körperlich herausfordernde – Dienstleistungstätigkeit zu gewinnen.

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