
© Kitty Kleist-Heinrich TSP
Fünf Betriebe betroffen: Warnstreiks bei Berliner Süßwarenfirmen haben begonnen
Trotz Umsatzsteigerung wolle man Beschäftigte „mit Peanuts abspeisen“, kritisiert die Gewerkschaft. „Restlos überzogen“, kritisiert der Verband der Süßwarenindustrie die Streiks.
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Beschäftigte in fünf Berliner Süßwarenunternehmen haben am Montag ihre Arbeit niedergelegt. Etwa 70 Arbeiter aus der Frühschicht standen seit 4.30 Uhr vor den Werkstoren der Bahlsen Produktion, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Nach und nach seien weitere Beschäftigte der Frühschicht dazugekommen.
Auch an den vier anderen Standorten standen nach Angaben der Gewerkschaft große Teile der Belegschaft vor den Toren. Zu dem Warnstreik hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufgerufen, um in der laufenden Tarifrunde Druck auf die Arbeitgeber zu machen.
Für die bundesweit rund 60.000 Branchenbeschäftigten verlangt die Gewerkschaft monatlich 500 Euro mehr in den unteren Tarifgruppen, in den übrigen 400 Euro mehr, für Auszubildende 200 Euro mehr im Monat. „Das Angebot der Arbeitgeber, die Löhne lediglich um 3,8 Prozent in 2023 und 2,9 Prozent in 2024 zu erhöhen, wird der prekären Situation vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in keiner Weise gerecht“, erklärte der Geschäftsführer der NGG-Region Berlin-Brandenburg, Sebastian Riesner, am Sonntag.
Die Unternehmen hätten ihren Umsatz zuletzt massiv gesteigert, argumentierte er. „Sie wollen die Beschäftigten dennoch mit Peanuts abspeisen. Die Wut in den Betrieben ist riesig, und das ist kein Wunder.“
In vier Werken ist nur die Frühschicht betroffen, im Bahlsen-Werk in der Oberlandstraße in Tempelhof sollte die Arbeit ganztägig ruhen. Dort wollten sich die Beschäftigten aller fünf Werke am Montagmorgen zur Kundgebung versammeln, so der NGG-Sprecher. Insgesamt arbeiten in den fünf Betrieben rund 1200 Menschen.
Nach Angaben der NGG sind am Montag Warnstreiks auch in anderen Bundesländern geplant, etwa in Niedersachsen und Thüringen. Mitte Mai hatte die Gewerkschaft eine bundesweite „Warnstreikwelle“ im Juni angekündigt.
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) bezeichnete die Arbeitsniederlegungen indes als „vollkommen unbegründet und restlos überzogen“. „Der BDSI erwartet, dass die Gewerkschaft bei dem nächsten Termin am 22. und 23. Juni zu ernsthaften und konstruktiven Gesprächen an den Verhandlungstisch zurückkehrt“, teilte der Verband mit. (dpa)
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