zum Hauptinhalt
Technische Innovationen gehören seit jeher zum Programm der Ifa.

© dpa/Kay Nietfeld

Funkausstellung 2023: Ifa-Chef träumt von Las-Vegas-Feeling in Berlin

Oliver Merlin, Geschäftsführer der neuen Ifa Management GmbH, über den Stand der Vorbereitungen für die Funkausstellung Anfang September.

Oliver Merlin ist ein glücklicher Mann. „Es ist ein Geschenk, an einer Show mitarbeiten zu dürfen, die 100 Jahre alt wird“, sagt der Geschäftsführer der Ifa Management GmbH, die im September erstmals die Funkausstellung veranstaltet. „Die Ifa 2023 wird größer sein als die Ifa 2022 und die Ifa 2024 größer als die Ifa 2023“, sagt Merlin im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Der Brite wurde vom angelsächsischen Event-Konzern Clarion an die Spitze der Ifa berufen und hat noch sechs Monate, um die wichtigste Branchenmesse vorzubereiten. Vom 1. bis zum 5. September trifft sich die Welt der Elektronik in Berlin.

Clarion hatte 2021 mit der deutschen Gesellschaft für Unterhaltungs- und Haushaltselektronik gfu ein Joint-Venture für die Ifa gegründet und sich im vergangenen Herbst mit der Messe Berlin, die bislang die Show ausrichtete, über die Zusammenarbeit verständigt. Von diesem Jahr an ist die Messegesellschaft nur noch Vermieterin der Hallen und des Geländes. Mindestens zehn weitere Jahre bleibt die Ifa in Berlin.

Die Verhandlungen zwischen gfu/Clarion und dem damaligen Messechef Martin Ecknig zogen sich über anderthalb Jahre und waren überlagert von Nebengeräuschen und Nickeligkeiten. Dazu gehörte die Freistellung respektive Kündigung der langjährigen Ifa-Chefs Jens Heithecker und Dirk Koslowski durch Ecknig.

Oliver Merlin wurde von Clarion zum Ifa-Chef gemacht.
Oliver Merlin wurde von Clarion zum Ifa-Chef gemacht.

© Ifa Management GmbH/James Betts

Inzwischen verlor Ecknig selbst seinen Job – und Heithecker und Koslowski sind zurück im Ifa-Geschäft. Koslowski als Executive Director der neuen Gesellschaft, Heithecker als Chief Strategy Officer in Diensten von Clarion.

Vor allem Heithecker ist in diesen Wochen viel unterwegs, um Aussteller zu treffen. Von Seoul nach Barcelona nach Chicago nach Tokio. „Viele große Aussteller, die wir in den vergangenen Wochen besucht haben, waren glücklich, Jens Heithecker und Dirk Koslowski wiederzusehen“, erzählt Merlin, der weiß, was er an den Messemanagern hat. „Diese beiden haben eine große Geschichte und hervorragende Kontakte. Es wäre ein Fehler, wenn ich nicht mit denen zusammenarbeiten würde.“

Die Ifa sehe ich zwischen der Mobile World in Barcelona und der CES in Las Vegas positioniert.

Oliver Merlin, Ifa-Chef

Außer Heithecker und Koslowski sind nur zwei weitere Ifa-Mitarbeiter von der Messe Berlin zur Ifa Management GmbH gewechselt. Der ganz überwiegende Teil der 30 Köpfe zählenden Mannschaft Merlins hat keine Ifa-Erfahrung. Wenige sitzen im Büro am Tempelhofer Ufer, das Clarion für die Modemesse Premium angemietet hat und das nun auch die Ifa-Truppe beherbergt, sofern die nicht in der Welt unterwegs ist. Merlin und Heithecker waren Ende Februar in Barcelona beim Mobile World Congress, der nach der CES zweitgrößten Branchenveranstaltung zu Beginn des Jahres. „Die Ifa sehe ich zwischen der Mobile World und der CES: nicht so langweilig wie Barcelona und nicht so verrückt wie Las Vegas“, sagt Merlin.

Bis zu 2000 Aussteller

Die Ifa ist die einzige Schau von Consumer Electronics und Home Appliances, die auch für den privaten Verbraucher zugänglich ist. Im vergangenen September kamen 160.000 Besucher, um sich die Produkte von gut 1100 Ausstellern aus 46 Ländern anzuschauen. „In diesem Jahr erwarte ich 1500 bis 2000 Aussteller“, sagt Merlin. Und um die 180.000 Besucher.

Neben der Schienenfahrzeugmesse Innotrans, die aber nur alle zwei Jahre stattfindet, ist die Ifa die bedeutendste Messe in Berlin. Die Hotels sind Anfang September ausgebucht und können Messepreise nehmen.

Die Säulen der Ifa sind Markenhersteller wie Samsung und Miele, BSH und Panasonic sowie die großen Händler wie Media Markt; dazu kommen die mittelständischen Anbieter, die unter dem Label Global Markets auftreten, sowie junge Firmen und neue Technologien im Programmteil „Ifa Next“. Für den letztgenannten Bereich wünscht sich Merlin in diesem Jahr 500 Start-ups – 2022 waren es 137. „Wir investieren viel und es gibt ein Team, das sich voll auf die ,Ifa Next’ konzentriert“, erzählt der Ifa-Chef. Dazu kooperiert er mit der Agentur TNW, die im Juni ein Start-up-Festival in Amsterdam veranstaltet. Fast 1000 Jungfirmen wie auf der CES sind ein Traum: Die Teilnahme der Start-ups in Las Vegas wird häufig aus öffentlichen Kassen unterstützt – und das Silicon Valley liegt um die Ecke.

Auf einem „Ifa Leaders Summit“ möchte Merlin im September unter anderem Berühmtheiten aus der Gaming-Branche und Influencer auftreten lassen. Sogenannte Keynotespeaker sind schon häufiger aufgetreten, und fast immer gab es das Problem, in dem Messe-Gewusel einen ruhigen Ort und Zuhörer zu finden.

Vieles ist bislang nur ein Versprechen, was sich Merlin vornimmt und ankündigt. Ob er das avisierte House of Robots oder das Sustainability Village halbwegs mit Leben gefüllt bekommt, ist offen, das räumt der Ifa-Chef ein. Überhaupt versteht er die diesjährige Show als eine Art Warmlaufen für 2024. „Wir werden die Jubiläums-Ifa in weiten Teilen der Stadt präsentieren“, kündigt Merlin an. Bis dahin werde sich auch die neue Mannschaft eingespielt haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false