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Hitzeschutz für Berlins kluge Köpfe: Technologiepark Adlershof rüstet sich für den Klimawandel
Der Bund fördert den Tech-Park in Berlins Süden mit mehreren Millionen, um das Quartier an steigende Temperaturen anzupassen. Zugleich wird erprobt, wie weniger CO₂ emittiert werden könnte.
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Wer sein Hirn anstrengt, verbraucht Energie und produziert Abwärme. Ist es in der Umgebung zu heiß, beginnt der Körper zu schwitzen und das Denken verlangsamt sich. Hitze ist also schlecht für Kreativität und Produktivität. Der Klimawandel bedroht die Leistungsfähigkeit eines Hightech- und Forschungsstandortes wie Adlershof.
Deshalb hat das Bundesministerium für Wirtschaft trotz klammer Haushaltslage 2,8 Millionen Euro rausgerückt, um das Technologiequartier der Wista Adlershof vor dem Hitzekollaps zu bewahren. Mit dem Geld soll ein Masterplan zur Klimafolgenanpassung erarbeitet werden, der anschließend als Blaupause für andere Stadtquartiere dienen kann. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt, Mitte März ist der Startschuss geplant.
Die Tech-Nerds und Post-Docs aus den Adlershofer Instituten und Start-ups fangen jetzt nicht einfach an Bäume zu pflanzen und Wasserspender aufzustellen – obwohl auch das geeignete Mittel sein könnten. Es werden zunächst vor allem Energie-Verbrauchsdaten gesammelt und miteinander verwoben, und es werden Messstationen fürs Mikroklima installiert, um noch mehr Daten zu generieren.
Eingespeist werden die Daten in einen digitalen Zwilling des Technologieparks, der schon Gebäudekubaturen und -nutzungen abbildet und jetzt mit realen Klima- und Verbrauchsdaten weiter verfeinert wird.
Wenn der Zwilling fertig ist, soll anhand von Simulationen ermittelt werden, welche Änderungen in der Gebäudehülle oder der umgebenden Infrastruktur die größten klimatischen Effekte erziehen, im Verhältnis zu investiven Aufwendungen und laufenden Kosten.
Wo sich bestimmt etwas verändern wird, ist das zentrale Forum des Quartiers, dessen Fläche teils zugepflastert ist, teils als Grünfläche mit Sportanlagen gestaltet wurde. Diese große, weitgehend baumlose Fläche – angelegt 2010 – könnte das Quartier an heißen Tagen kühlen. Aber wie funktioniert das am effektivsten?
„Sollte man dort einfach einen Wald pflanzen oder besser große Sonnensegel aufspannen?“, fragt Stefan Bschorer hypothetisch. Der promovierte Elektrotechniker leitet das Projekt zur Klimafolgenanpassung. Ein Wald hätte natürlich den Vorteil, dass er neben der Kühlung noch ökologische Leistungen erbringt.
Ein wichtiges Thema ist die „resiliente Energieversorgung“ für den Technologiepark, also was passiert bei einer anhaltenden Dürre, die Kraftwerke gefährdet, oder einer anders gearteten Krise auf den Energiemärkten? Der lokale Ansprechpartner ist dafür die BTB, die „Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin“, eine Fernwärme-Tochter der RWE.

© BTB GmbH/Manuel Frauendorf
Die BTB liefert nicht nur Wärme aus zunehmend regenerativen Quellen zur Verfügung, sondern managt auch das lokale Stromnetz und kauft an der Strombörse kurzfristig die benötigten Mengen für die Wista ein. Viele Akteure produzieren bereits einen Teil ihres Strombedarfs selbst.
Künftig soll noch deutlich mehr Strom auf den Dächern der Technologie-Unternehmen und Forschungsinstitute produziert werden, auch dafür müssen noch Daten erhoben und in den digitalen Zwilling des Quartiers eingespeist werden.
Geplant ist, die geeigneten Dachflächen an ein Partnerunternehmen zu verpachten, der dort Photovolatik-Anlagen installiert und den grünen Strom zu einem festen Preis liefert. Die Erwartung ist, dass der Stromverbrauch auf dem gesamten Gelände deutlich steigen wird, wegen neuer Ansiedlungen, aber auch der weiteren Transformation hin zu klimafreundlichen Technologien.
Gleichzeitig hoffen die Wista-Manager, dass die Strompreise für die lokalen Akteure längerfristig sinken und sich damit die Standortfaktoren verbessern.
Rückhaltebecken mit Badewasserqualität
Ein weiterer Kooperationspartner sind die Wasserbetriebe. Das Wista-Quartier wurde zwar in Teilen als Schwammstadt angelegt, mit Versicherungsmulden auf den Neubau-Grundstücken und an den Straßenrändern, doch das Versickern ist in Zeiten des Wassermangels allenfalls die zweitbeste Lösung.
Lohnt sich also der Bau von Zisternen für Brauchwasser in den Gebäuden? Das Regenwasser der Hauptdurchgangsstraße, der Rudower Chaussee, fließt in ein Rückhaltebecken mit pflanzlicher Filterung und vor dort weiter in den Teltowkanal. Aus heutiger Sicht eine Verschwendung, findet Bschorer. „Das Wasser im Becken hat Badewasserqualität. Was könnte man damit alles machen?“
Dafür finden sich im Masterplan sicher spannende technische Lösungen. Ob die verschiedenen Konzeptideen zur Klimaanpassung von Adlershof später auch finanziert und umgesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt.
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