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Appetitlich schon fürs Auge: Salat vom Büffet und Forelle

© Bernd Matthies/Tagesspiegel

Kantinen-Check bei den Nordischen Botschaften: Nicht nordisch, aber lecker

Die Küche im Felleshus der skandinavischen Botschaften in Berlin-Tiergarten ist ein wenig teurer, aber originell gedacht und sauber zubereitet.

Eine Kolumne von Bernd Matthies

Beim Gang durch die Berliner Kantinen zeichnet sich ein deutlicher Trend ab: Unter fünf Euro lässt sich ein vernünftiger Hauptgang nur dann machen, wenn der jeweilige Arbeitgeber das Essen stark subventioniert. Drüber geht mehr – vielleicht nehmen die Mitarbeiter es ja durchaus in Kauf, wenn sie ein paar Euro mehr zahlen und dafür auch Spaß am Essen haben?

Meine Beobachtungen deuten das an. Im Felleshus der nordischen Botschaften in Tiergarten wird die Kantine täglich um 13 Uhr für externe Gäste geöffnet, und sie kommen in Scharen. Die Preise reichen von 2,50 Euro für die Tagessuppe bis etwa 9 Euro für Hauptgerichte, außerdem gibt es ein appetitlich und abwechslungsreich gestaltetes Salatbuffet, das nach Gewicht abgerechnet wird, und ein paar selbst gekochte Desserts.

Betreiber Kenneth Gjerrud, der Wirt von „Munchs Hus“, kocht nicht skandinavisch, sondern querbeet mit Ideen, die offenbar keinen Vorgaben folgen, ein vegetarisches Hauptgericht ausgenommen. Vielleicht macht es gerade deshalb solchen Spaß, hier zu essen. Klar, das ist kein Restaurant, hier wird ordentlich aufgeladen, aber im Vergleich zu den optisch trüben Darbietungen anderer Kantinen ist richtig Musik drin.

Ich weiß zwar nicht, wie man auf die Kombination von Kartoffelrösti und Erbsen-Broccoli-Püree mit einem Forellenfilet (9 Euro) kommt, aber alles schmeckt. Die versprochene Sesam-Ingwerkruste auf dem Fisch ist zwar alles andere als krustig, nur eine draufgestreute Mixtur aus Sesam und Zwiebeln mit einem Tick Ingwer, aber wir sind ja auch nicht im Gourmetrestaurant.

Gern genommen wurde auch der Sellerie-Süßkartoffel-Toast

Ebenso gut gefiel uns die saftige Hähnchenkeule mit Reis und grünem Gemüsen - Bohnen, Paprika, Broccoli - in einer Soße aus ebenfalls grünem Thai-Curry (7,50). Die hätte zwar weniger dick gebunden und ein wenig schärfer sein können, aber: siehe oben. Offenbar gern genommen, aber von uns unprobiert blieb der Sellerie-Süßkartoffel-Toast mit Kurkumacreme und Couscous für 7 Euro man sieht, wie die Kantinenküche aufblühen kann, wenn sie sich aus den Niederungen der Routine erhebt und es mit Region und Saison nicht übertreibt. Die Riesencurry braucht hier niemand.

Den Unterschied macht natürlich auch das Salatbuffet, das rein baulich in so gut wie jeder Kantine aufgestellt werden kann, wenn der Betreiber es will – die wenigsten wollen, vermutlich auch aus Kostengründen. Aber ein einfacher Blick ins Felleshus der Nordischen Botschaften zeigt, was die Gäste mögen. Nämlich das hier, und nicht, was andere Kantinen oft so lieblos herunterkochen, es darf durchaus ein wenig teurer sein. Man ist geneigt, hier einen Tisch zu bestellen, was dann allerdings doch nicht möglich ist. Dafür gibt’s den Blick auf die Umgebung gratis dazu.

Unser Autor testet die Kantinen von Berlins Behörden und Landesbetrieben. Sie haben eine Empfehlung oder Warnung? kantinen-check@tagesspiegel.de

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