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Die Medizinischen Dienste stiegen in der Corona-Pandemie häufig auf das „strukturierte Telefoninterview“ um.

© dpa/Sebastian Gollnow

Pflegegrad: Medizinischer Dienst fordert Einstufung per Telefon

In der Corona-Pandemie hat der Medizinische Dienst Berlin-Brandenburg den Pflegegrad einer Person telefonisch überprüft. Der Dienst fordert nun, das Modell wiederzubeleben.

Anstatt eines Hausbesuches haben die Gutachter:innen der Medizinischen Dienste (MD) den Pflegegrad einer Person in der Corona-Pandemie telefonisch festgestellt. Nun fordert der MD Berlin-Brandenburg, diese Möglichkeit wiederzubeleben und das „strukturierte Telefoninterview“ als Alternative zum Hausbesuch gesetzlich zu verankern.

Der MD beruft sich dabei auf Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von gesetzlich Versicherten. 83,8 Prozent der Personen gaben an, zufrieden mit der telefonischen Begutachtung gewesen zu sein. Die Begutachtung per Telefon erziele damit ein ähnliches Ergebnis wie die Begutachtung beim Hausbesuch. Mit dieser zeigten sich 85,9 Prozent der Befragten zufrieden. Rund 2000 Fragebögen wertete das Marktforschungsinstitut M+M Management + Marketing Consulting GmbH für den MD aus.

„Die Ergebnisse zeigen, dass das Telefoninterview eine sinnvolle Alternative zum Hausbesuch ist. Insbesondere bei Höherstufungsanträgen sollte das Telefoninterview eingesetzt werden, um den zeitnahen Zugang zu den Pflegeleistungen für die Versicherten trotz steigender Begutachtungszahlen sicherstellen zu können“, sagte der Vorstandsvorsitzende des MD Berlin-Brandenburg, Axel Meeßen.

Demografischer Wandel und Mangel an Fachkräften

Am 1. April 2022 ist eine bundesweit einheitliche Maßnahme ausgelaufen, die es den Medizinischen Diensten erlaubt hatte, die Begutachtungen zum Schutz verletzlicher Personengruppen telefonisch durchzuführen. Die Maßnahme war als Ausnahme gedacht. Nach Regelungen des Sozialgesetzbuches müssen die Gutachter:innen den Pflegegrad von Personen jetzt wieder persönlich und im Hausbesuch feststellen.

Das stört den MD Berlin-Brandenburg: Zum einen weist dieser auf die steigende Zahl von Begutachtungen hin. Hatte diese 2016 noch 1,8 Millionen betragen, stieg sie 2022 auf 2,6 Millionen Begutachtungen. Dem gegenüber steht, dass nur ausgebildete Pflegefachkräfte die Gutachten durchführen dürfen. Während in der Pflege bis 2035 laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rund 300.000 Arbeitskräfte fehlen werden, werden die Medizinischen Dienste perspektivisch ebenfalls weiteres Personal benötigen – alleine des demografischen Wandels wegen. Momentan arbeiten rund 4000 Pflegefachkräfte bundesweit für die MD.

Der MD handelt im Auftrag der Pflegekassen. Er prüft die Pflegebedürftigkeit einer Person und empfiehlt den Pflegekassen einen Pflegegrad. Diese treffen anschließend die Entscheidung.

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