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Mit Künstlicher Intelligenz gegen Cyberverbrechen: So will die Berliner Digital-Bank N26 Kriminelle erwischen
Mit KI und Datenanalyse will das Geldinstitut organisierte Banden erkennen und ihre Geldflüsse stoppen. Kann der Plan aufgehen?
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In Deutschland sind 81 Prozent der Unternehmen von Cyberkriminalität betroffen. Das hat eine aktuelle Bitkom-Studie ergeben. Die Berliner Digitalbank N26 will dagegen mit Künstlicher Intelligenz (KI) vorgehen. „Wir wollen die Besten sein in Sachen Prävention“, sagt Maximilian Tayenthal, der für das operative Geschäft verantwortlich ist.
Das Feld ist gigantisch: Dem „Global Financial Crime Report“ der US-Börse Nasdaq zufolge sind im Jahr 2023 schätzungsweise 3,1 Billionen Dollar an illegalen Geldern durch das globale Finanzsystem geflossen, vor allem aus dem Drogen- und Menschenhandel sowie der Terrorismusfinanzierung.
Frühzeitige Erkennung durch die Software
Bei N26 bearbeiten KI-Chatbots einen großen Teil der Kundenanfragen, dem Unternehmen zufolge etwa 40 Prozent. Beim ersten Kontakt werden bereits 60 Datenpunkte pro Kunde gesammelt und verarbeitet. Das soll die Kundenbetreuung optimieren.
Doch Tayenthal sagt, auf diese Weise könnten auch verdächtige Anfragen frühzeitig erkannt werden. Weisen die Verhaltensmuster auf kriminelle Aktivitäten hin, kann eine manuelle Prüfung durch einen menschlichen Bearbeiter eingeleitet werden oder eine Meldung an die Behörden erfolgen.
Die KI-Software könne außerdem erkennen, ob die Person, die das Konto eröffnet hat, es immer noch nutzt. Denn Kriminelle eröffnen systematisch Konten, um sie an organisierte Banden weiterzuverkaufen. Das könne bemerkt werden, wenn sich die Nutzung ändert, etwa die Häufigkeit des Einloggens oder die typische Uhrzeit.

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In den meisten Banken sei es aber immer noch üblich, erst bei sehr auffälligem Verhalten eine manuelle Überprüfung einzuleiten. Dieses Vorgehen sei ineffektiv und vergleichsweise kostspielig, denn mittels KI könnten weniger Mitarbeitende mehr Konten überprüfen, sagt Tayenthal.
Gewinn erwirtschaftet, aber trotzdem Verlust
N26 hat 1500 Mitarbeitende weltweit, ist in 24 europäischen Märkten aktiv und hat global 4,8 Millionen umsatzrelevante Kunden. Nach eigenen Angaben verzeichnete die Bank im dritten Quartal erstmals ein positives Quartalsergebnis mit einem Gewinn von 2,8 Millionen Euro. Erfolgreich waren demnach vor allem Geldanlage- und Trading-Produkte.
Für das vierte Quartal erwartet die Geschäftsführung ebenfalls Gewinne. Dennoch prognostiziert Finanzchef Arnd Schwierholz eine negative Gesamtjahresbilanz mit 20 Millionen Euro Verlust. Der Grund dafür seien Investitionen aus dem Jahr 2021, die aufgrund der Zinswende abgewertet worden seien.
Für 2025 kündigt der Geschäftsführer Valentin Stalf ein neues Produkt an: ein Geschäftskonto, das auch Rechnungen erstellen kann. Damit würde N26 in den Wettbewerb treten mit Fintechs wie Revolut oder Qonto.
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