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Nur Bares ist Wahres?: Berliner zahlen gern digital – viele Unternehmen noch nicht
Berliner sind beim Bezahlen fortschrittlicher als andere Deutsche, zeigt eine neue Datenanalyse. Doch kleine Unternehmen halten mit den digitalen Gewohnheiten ihrer Kundschaft kaum Schritt.
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Bar oder mit Karte? An der Supermarktkasse hält eine Kundin ihr Handy ans Bezahlgerät, ein kurzes „Pling“, bezahlt. Hinter ihr nestelt ein älterer Mann noch nach Kleingeld, an vielen Weihnachtsmarktbuden kann man mit Karte zahlen. Genau diese Mischung aus Gewohnheit und Wandel zeigt die jüngste Commerzbank-Studie zu den Bezahlsystemen von Berliner Unternehmen.
Die Commerzbank hat bundesweit 1750 kleinere bis mittelständische Unternehmen befragt, davon 50 in Berlin – vom Handwerksbetrieb über Dienstleister bis zum Einzelhandel. Während bundesweit noch mehr als die Hälfte der Betriebe Bargeld akzeptiert, sind es in Berlin nur 44 Prozent. Die Hauptstadt ist damit digitaler unterwegs als viele andere Regionen.
Überweisung bleibt Standard
Überweisungen bleiben mit 86 Prozent zwar überall Standard unter den Bezahlverfahren, doch bei den modernen Angeboten liegt Berlin vorn: Ein Viertel der kleinen Unternehmen bietet Online- oder Mobile-Bezahlmethoden wie PayPal oder Apple Pay an – deutschlandweit tut das nur rund jedes sechste Unternehmen. Gerade im städtischen Alltag wirkt das logisch: weniger Kleingeld, mehr Smartphone.
Doch die eigentliche Lücke zeigt sich beim Blick auf die Kundschaft. Bundesweit nutzen 69 Prozent der Menschen Online- oder Mobile-Bezahlmethoden genauso häufig wie Bargeld. Die Nachfrage ist also längst da, doch das Angebot vieler Betriebe hinkt hinterher.
Bargeld weniger gefragt, dafür konkatlos per Handy
Zwar sagen die Hälfte der Berliner Firmen, dass Bargeld in den vergangenen zwei Jahren weniger gefragt war, und zwei von fünf beobachten mehr digitale Zahlungen, besonders kontaktlos per Smartphone. Trotzdem wächst das eigene Angebot nur langsam: Gerade einmal 24 Prozent der Unternehmen bieten überhaupt Online- oder Mobile-Bezahlverfahren an – obwohl viele zugleich von technischen Hürden, unübersichtlichen Anbietern und fehlender Zeit berichten.
Handwerker müssten ihrem Geld nicht mehr hinterherrennen.
Britta Albrecht, Leiterin Unternehmerkunden Berlin-Süd bei der Commerzbank
Dabei sehen die meisten Unternehmen durchaus die Vorteile von digitaler Bezahlung: Nahezu vier von fünf Berliner Betriebe empfinden den Zahlungseingang als sicherer. Für viele Selbstständige geht es damit um eine spürbare Erleichterung im Alltag. „Der kleine Handwerker muss seinem Geld nicht hinterherrennen“, erklärte Britta Albrecht, Leiterin Unternehmerkunden Berlin-Süd bei der Commerzbank, das Potenzial, insbesondere für Handwerksbetriebe. Kund:innen zahlen sofort, niemand muss später zu Hause die Rechnung suchen oder Bargeld am Automaten holen.
Spontankäufe per Karte oder Handy eher nicht
Gleichzeitig sehen Unternehmen aber auch, dass digitale Systeme nicht automatisch zusätzliche Umsätze bringen. Vor allem die Ergebnisse zu den Spontankäufen habe Albrecht in der Studie überrascht. Nur 20 Prozent der befragten Berliner Betriebe beobachten mehr von den kurzentschlossenen Kaufentscheidungen, wenn ihre Kunden digital zahlen konnten.

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Wo Berlin klar vom Bund abweicht, ist der Blick in die Zukunft. 84 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer weiteren Ausbreitung von Online- und Mobile-Bezahlsystemen – deutlich mehr als deutschlandweit. Die Hälfte erwartet den digitalen Euro, knapp die Hälfte biometrische Verfahren wie Fingerabdruck oder Iris-Scan. Für eine Stadt, die gern früh neue Trends aufgreift, ist das fast folgerichtig. Kritischer sehen Berliner hingegen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz beim Bezahlen; hier liegt die Skepsis über dem Bundeswert.
Und dass Bargeld nach wie vor nicht verschwindet, begründet Albrecht vor allem mit Gewohnheit als Bedarf. Das sei vor allem ein Generationenthema: Ältere Berliner:innen greifen weiter selbstverständlich zu Scheinen und Münzen, während Jüngere längst mit Karte oder Smartphone zahlen.
Unterm Strich zeigt die Studie: Berlin ist beim Bezahlen einen Schritt digitaler als der Rest Deutschlands, doch die Kund:innen sind oft schon weiter als die Betriebe. Wer in der Stadt einkaufen geht, hat die Wahl zwischen Scheinen, Karte und Smartphone – aber noch längst nicht überall. Für viele kleine Unternehmen ist das Thema weniger eine Frage des Ob als eine des Wann und Wie.
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