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Olympische Spiele für Berlin: „Transformation braucht ein Ziel“
Barcelona, London und wohl auch Paris haben gezeigt, wie Olympische Spiele wirtschaftlichen Rückenwind geben können. Berlin sollte eine Bewerbung vorantreiben, schreibt unser Kolumnist.
Stand:
Von Bürgermeisterin Anne Hidalgo, schon lange im Geschäft, heißt es, sie habe vor Glück geweint. Mehr als 9 Millionen verkaufte Tickets, rekordverdächtige Einschaltquoten, 15 Prozent mehr Hotelbuchungen als im Vorjahr, pünktliche Métros trotz einer halben Million zusätzlicher Fahrgäste, und vor allem ein Stimmungsboost, wie ihn die französische Hauptstadt lange nicht erlebt hat – der gerade mit der Schlussfeier der Paralympischen Spiele zu Ende gegangene Olympiasommer in Paris hat alle Erwartungen übertroffen.
Kaum jemand, der nicht schwärmte: Pariserinnen und Pariser, Sportler, Touristen, Funktionäre, Gewerbetreibende finden zusammen in allgemeiner Euphorie. Und dies, obwohl im Vorfeld die Mahner und Unkenrufer durchaus Konjunktur hatten.
Es scheint, Paris habe einiges richtig gemacht. Damit steht die Seine-Metropole nicht allein. Auch andere europäische Austragungsorte olympischer Spiele haben sich im Zusammenhang mit diesem Sportevent der Superlative erfolgreich transformiert. Ich denke etwa an Barcelona, das in der Vorbereitung der Spiele 1992 Gelder gezielt dorthin gelenkt hat, wo sie besonders dringend gebraucht wurden (Wohnungsbauprogramme, Superblocks).
Auch nach London 2012 stellte sich ein nachhaltig wirkender Effekt ein: Das Ungleichgewicht zwischen Ost- und Westlondon konnte durch gezielte Investitionen in Ostlondon ausbalanciert werden, der öffentliche Nahverkehr wurde gestärkt, neue dauerhafte Jobs sind entstanden (Biotechnologie-Cluster, Wissensquartiere).
Was bedeutet dies für Berlin und seine Ambitionen, die Spiele an die Spree zu holen? Diskutieren sollten wir vor allem über das „Wie“, weniger über das „Ob“. Barcelona, London und wohl auch Paris zeigen, was mit langfristiger Planung, einem nachhaltigen Konzept und dem Einbezug der Bevölkerung alles möglich ist.
Ich bin überzeugt: Olympische Spiele in Berlin würden uns den dringend benötigten Rückenwind geben, um unsere zahlreichen Herausforderungen – Verwaltungsreform, Wohnungsbau, Verkehrsinfrastruktur, allgemeine Modernisierung – mit Verve anzugehen. Es braucht ein konkretes Ziel, um Veränderung erfolgreich umzusetzen.
In dieser Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage. Sie erscheint in der Regel montags.
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