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Stefan Moschko ist Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).

© privat / Tagesspiegel

Schwierige Zeiten, teure Forderungen: Wie viel Streik kann sich Deutschland leisten?

In der aktuellen Krise seien Streiks unangebracht, findet unser Gastautor, ein Berliner Arbeitgeber-Vertreter. Folge 96 unserer Kolumne „In der Lobby“.

Stefan Moschko
Eine Kolumne von Stefan Moschko

Stand:

Deutschland steckt im zweiten Rezessionsjahr. Hoffnung auf einen Aufschwung macht derzeit niemand, und wenn es ganz schlecht läuft, geht die Krise 2025 noch weiter. Für die Unternehmen bedeutet das eine schwierige Zeit. Alles kommt auf den Prüfstand, jeder Kostenblock wird angefasst, jeder Stein umgedreht – nur um die Lage zu stabilisieren.

Vor diesem Hintergrund verhandeln wir Metall-Arbeitgeber mit der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde. Die Gewerkschaft fordert nicht nur einen Lohnaufschlag von sieben Prozent für die Metall- und Elektroindustrie. Sie will das Land zudem ab Dienstagfrüh mit Warnstreiks überziehen. Das ist mit dem Ende der Friedenspflicht erlaubt.

Die Gewerkschaft IG Metall hat Warnstreiks angekündigt.

© Hendrik Schmidt/dpa

Mit jedem Tag rutscht die Industrie tiefer in die Krise. Es geht nicht nur um die Autohersteller und ihre Zulieferer. Auch Unternehmen aus anderen Branchen, die hierzulande produzieren, aber stark auf den Export fokussiert sind, spüren die Unzulänglichkeiten des Standorts Deutschland: Teure Energie und Bürokratie bremsen, die Löhne sind hoch und die Arbeitszeiten kürzer als in vielen anderen Ländern. Gewerkschaftliche Tarif-Folklore mit roten Fahnen und Trillerpfeifen ändert daran leider nichts.

Hinzu kommt, dass die Arbeitgeber längst ein einigungsfähiges Angebot auf den Tisch gelegt haben. 3,6 Prozent für 27 Monate sichern die Reallöhne und geben den Firmen Planungssicherheit. Die Unternehmen gehen dabei an die Grenze ihre Möglichkeiten. Diesen Vorschlag weiterzuentwickeln und ihn so auszugestalten, dass er für beide Seiten passt, ist das Wesen von Tarifverhandlungen. Wenn der IG Metall an einer raschen Einigung gelegen ist, sollte sie am Verhandlungstisch nach Lösungen suchen – und nicht auf der Straße.

In der Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage.

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