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TikToks KI-Kurs erreicht Berlin: Beschäftigte gegen Fake News verlieren ihren Job
TikTok streicht in Berlin Stellen: Der Konzern setzt stärker auf KI und will Moderationsjobs abbauen – Verdi will Sozialpläne verhandeln.
Stand:
Die globale KI-Strategie des TikTok-Mutterkonzerns ByteDance trifft jetzt auch die deutsche Hauptstadt: Die TikTok Germany GmbH plant einen Stellenabbau in der sogenannten „Trust and Safety“-Abteilung. Betroffen ist vor allem die „Content Moderation“ – also jene Mitarbeitenden, die täglich Inhalte sichten und auf Hassrede, Gewalt oder Falschinformationen prüfen.
Wie viele der rund 400 Beschäftigten in Berlin konkret betroffen sein werden, ist bislang offen. Die betroffene Abteilung umfasst etwa 150 Mitarbeiter:innen. Klar ist: Der Personalabbau erfolgt im Zuge einer umfassenderen Umstrukturierung, bei der Künstliche Intelligenz zunehmend menschliche Entscheidungen ersetzt. Bereits im Herbst 2024 hatte ByteDance international angekündigt, stärker auf automatisierte Moderation zu setzen.
Verdi verhandelt Sozialplan
Laut Verdi haben Vertreter:innen des Betriebsrats inzwischen Verhandlungen mit der Geschäftsleitung über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan aufgenommen. Ziel ist es, die Auswirkungen der Umstrukturierung für die Beschäftigten abzufedern.
Zugleich bereiten sich die in Verdi organisierten Mitarbeiter:innen darauf vor, mögliche Veränderungen auch tarifvertraglich zu begleiten. Damit sollen langfristig bessere Rahmenbedingungen und verbindliche Schutzmechanismen geschaffen werden.
KI als Moderator zwar schneller, aber auch riskanter
Kritiker:innen sehen in dem Schritt eine riskante Verlagerung sensibler Entscheidungen an Maschinen. Zwar gelten KI-Systeme als schnell und effizient, doch sie geraten immer wieder in die Kritik – wegen Fehlbewertungen, mangelnder Transparenz und ethischer Grauzonen.
TikTok Germany wurde 2018 gegründet und hat seinen Sitz in Berlin-Friedrichshain in der Stralauer Allee. Die Hauptstadt ist ein zentraler Standort für die Plattform in Europa.
Die Berliner Belegschaft ist nicht unvorbereitet. Schon 2021 versuchten Mitarbeiter:innen, mit Unterstützung von Verdi einen Betriebsrat zu gründen – ein Vorhaben, das TikTok mit rechtlichen Mitteln zunächst verzögerte. Inzwischen formiert sich erneut Widerstand. Die Gewerkschaft kritisiert nicht nur den drohenden Arbeitsplatzabbau, sondern auch den generellen Umgang mit der Belegschaft: „Unsicherheit, Druck und fehlende Mitbestimmung“ stünden im Widerspruch zum modernen Image des Konzerns.
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