zum Hauptinhalt
Bei einem Auffahrunfall erscheint es oft eindeutig, wer die Schuld trägt. Dennoch müssen viele Geschädigte um ihr Recht kämpfen.

© imago images/Shotshop

Unfall, Scheidung, Erbstreit: Das sind die besten Anwälte Berlins

In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) hat der Tagesspiegel die besten Anwälte der Hauptstadt für mehrere Rechtsgebiete ermittelt.

Stand:

Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, schon knallt es. 134.136 Verkehrsunfälle zählte die Berliner Polizei im vergangenen Jahr. Die häufigsten Ursachen sind demnach: Fehler beim Abbiegen, nicht-beachtete Vorfahrt, Raserei und Alkohol am Steuer. Das klingt, als seien das zum Großteil eindeutige Fälle, in denen die Schuldfrage schnell entschieden sein sollte. Doch so einfach ist es nicht. Der Berliner Rechtsanwalt Martin Huth rät: Nach jedem Unfall sollte man zum Anwalt gehen, auch wenn man den Schaden nicht verursacht hat.

Häufig treten Versicherungen auch berechtigen Ansprüchen entgegen, sagt der Spezialist für Verkehrszivilrecht. Der Geschädigte könne auf den Kosten für die Schadensbeseitigung sitzen bleiben, auch wenn er im Recht sei.

Deshalb empfiehlt Huth, jeden Fall juristisch prüfen zu lassen, von einem Fachanwalt, „der die Tricks der Versicherungen kennt“. Bei eindeutigen Fällen sei das sogar gratis: Wenn der andere Fahrer den Unfall verursacht habe, trage dessen Kfz-Haftpflichtversicherung die Anwaltskosten.

Martin Huth von ist Fachanwalt für Verkehrsrecht und Arbeitsrecht bei der Kanzlei Hahn Kroll & Partner.

© Hahn Kroll & Partner

Martin Huth weiß, wovon er spricht, denn er gehört zu den renommiertesten Anwälten Berlins im Fachgebiet Verkehrsrecht. Das unabhängige wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitut Handelsblatt Research Institute (HRI) hat im Auftrag des Tagesspiegels „Berlins Beste Rechtsanwälte“ ermittelt. Martin Huth gehört zu den Ausgezeichneten.

Grundlage der Studie ist eine Umfrage unter Anwältinnen und Anwälten, weil die Forschenden davon ausgehen, dass Juristen die Kompetenz ihrer Kollegen und Wettbewerber am besten einschätzen können.

3700 
Anwälte befragte das HRI für die Erhebung.

Über 3700 Anwälte und Anwältinnen wurden befragt und konnten in verschiedenen Rechtsgebieten die fünf besten Kanzleien und Anwälte benennen, wobei Eigenbewertungen und Absprachen untereinander grundsätzlich ausgeschlossen wurden.

Im Ergebnis wurden 582 Anwälte und Anwältinnen aus 428 Kanzleien empfohlen, von denen sich 138 Personen und 145 Kanzleien als „Berlins Beste“ durchsetzen konnten. Sie dürfen ein spezielles Siegel führen.

Wenn Familien zerbrechen

Auch Eva Becker wurde von ihren Kollegen besonders häufig genannt. Becker ist Fachanwältin für Familienrecht. Über die Hälfte ihrer Fälle seien Scheidungen, sagt sie, was durchaus komplex sein könne.

Wenn langjährige Beziehungen zerbrechen, gebe es oftmals einen „Bedarf, dass man sich aneinander reibt“. Deshalb sei es wichtig, trotz aller Emotionen, „Sinn, Verstand und Nerven beisammen halten“. Schade man der Gegenseite unnötig, bekomme man das in der Regel an anderer Stelle zurück.

Als Anwältin wolle sie mithelfen, den Schaden für beide Ex-Partner und ihre Familien gering zu halten. In ihrer Arbeit bemerke sie auch den gesellschaftlichen Wandel, erzählt Becker. Da Frauen häufiger arbeiten und mehr verdienen, gebe es seltener Streit um Unterhalt. Häufiger geworden seien jedoch Sorgerechtsstreitigkeiten unverheirateter Ex-Paare.

Die Berliner Anwältin Eva Becker hat sich auf Familienrecht spezialisiert.

© DAV

Erbschleicherei grassiert

Mit Familien hat auch Dietmar Kurze von der Kanzeli Kärgel de Maizière & Partner zu tun. Sein Fachgebiet, das Erbrecht, sei „kein Massenbetrieb“, sagt Kurze. Er habe weniger Fälle als Kollegen anderer Rechtsgebiete, dafür gebe es viele Feinheiten und erhebliche Unterschiede.

Wer zum Beispiel ein Testament aufsetze, müsse sicherstellen, dass es auch hält, wenn die Umstände sich ändern. Da es heute viele Patchwork-Familien gebe, könne die Erbregelung schnell sehr kompliziert werden. Kurz empfiehlt daher, möglichst einfache und eindeutige Regelungen zu treffen.

Dietmar Kurze ist Fachanwalt für Erb- und Vorsorgerecht bei der Kanzlei Kärgel de Maizière & Partner mit Sitz am Kurfüstendamm.

© Kärgel de Maizière & Partner

Ein zunehmendes Problem sei die Erbschleicherei. Aufgrund der demografischen Entwicklung und weit verbreiteter Einsamkeit komme es immer häufiger vor, dass sich zum Beispiel ein Nachbar das Vertrauen älterer Menschen erschleiche, um sich Immobilien oder Vermögen unter den Nagel zu reißen.

Aus der Seite der Arbeitnehmer

Benedikt Rüdesheim von der Kanzlei DKA vertritt ausschließlich Arbeitnehmer, keine Arbeitgeber. Er sei sich sicher, „auf der richtigen Seite“ zu stehen, meint er. Seine Mandanten kämen aus der Logistik und der Metallindustrie, aus dem öffentlichen Dienst und anderen Bereichen.

Benedikt Rüdesheim von der Kanzlei DKA ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und vertritt Arbeitnehmer.Credits: DKA

© DKA

In den vergangenen Jahren habe er sich auch mit dem Stellenabbau in Technologie-Start-ups befassen müssen. Kapital fehle, Investoren und Unternehmen befänden sich in einem „wirtschaftlichen Rückzugsgefecht“. Daher werde schnell gekündigt, nicht immer gehe es dabei rechtens zu. Viele Arbeitnehmer aus nicht-deutschsprachigen Ländern täten sich schwer damit, ihre Rechte einzufordern.

Mitunter genügt ein Brief

Damla Yağbasan, Fachanwältin für Migrationsrecht, praktiziert seit drei Jahren. Anfang 2024 machte sie sich selbständig mit einer Kanzlei in Kreuzberg. Das Migrationsrecht sei nicht nur sehr komplex, sagt sie, sondern verändere sich auch ständig, aufgrund politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen.

Zu ihren Mandanten gehörten hoch qualifizierte Fachkräfte ebenso wie geflüchtete Menschen, die zum Beispiel eine Aufenthaltserlaubnis bekommen wollen.

Ausgezeichnete Anwälte und Kanzleien erhalten die Möglichkeit, diese Siegel werblich zu nutzen. Dazu wird ihnen ein Angebot unterbreitet.

© Tagesspiegel

„Ich bin absolut parteiisch. Mein Interesse ist das Interesse meiner Mandantschaft“, sagt Yağbasan. Allerdings sei eine Klage nicht immer nötig, denn häufig genüge ein anwaltliches Schreiben an die Behörde, das den Sachverhalt erkläre und das Anliegen ausführlich begründe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })