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„Record“ und „Play“: Das waren die meist gedrückten Tasten der 80-Jahren.

© freepik

Vom Arbeiterkind zum Manager: Zeitungen ausgetragen für einen eigenen Kassettenrekorder

Als Schüler machte Christian Korff verschiedene kleine Jobs. In einem Krankenhaus erlebte er, wie Technik das Leben der Menschen verbessern kann.

Eine Kolumne von Christian Korff

Stand:

Als Hauptschüler, aufgewachsen in einer klassischen Arbeiterfamilie in den 80er Jahren, war die Ausgangssituation für mich damals schwer. Ich hatte jedoch das große Glück, dass es den zweiten Bildungsweg gab. So konnte ich erst Fachabitur und später ein Fachhochschulstudium machen. Genauso wichtig wie die formelle Bildung waren aber die vielen Erfahrungen, die mich in meinen ersten Jobs geprägt haben.

In unserer Serie berichten uns Persönlichkeiten aus der regionalen Wirtschaft in loser Reihenfolge über ihre ersten Jobs als Schüler oder Studenten.  

© Tagesspiegel

Das begann bereits in der Schule, als ich einen Brötchen- und Getränkeverkauf in den Pausen organisiert hatte. Ich habe gesehen: So etwas fehlt, also mache ich das mal. Auch einen langen Atem habe ich mir antrainiert – metaphorisch und in der Praxis.

In meinem ersten Job habe ich die Kirchenzeitung ausgetragen, für zwei D-Mark pro Runde.

Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung von Cisco Deutschland

In meinem ersten Job habe ich die Kirchenzeitung ausgetragen, für zwei D-Mark pro Runde. Man kann sich leicht ausrechnen, wie lange ich für meinen Kassettenrecorder für 200 Mark sparen musste.

Die prägendste Zeit habe ich aber bei der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel erlebt, einer der größten diakonischen Einrichtungen Europas. Dort habe ich meine Berufsausbildung zum Fernmelder absolviert.

Menschen helfen - mit Technik

Als junger Mensch wurde ich in dieser Zeit nicht nur mit Technologie konfrontiert, sondern vor allem mit Menschen, denen es schlecht ging. Hier habe ich zum ersten Mal gespürt, wie Technik Leben verbessern kann. Und wenn es nur so banale Dinge sind, wie ein Klingelknopf am Krankenbett. Auch die müssen erstmal entwickelt werden.

Damals habe ich erlebt, welchen Einfluss Technik auf die Lebensqualität dieser Menschen hatte. Diese Verbindung zwischen Technologie und Gesellschaft – das hat mich damals fasziniert, und das treibt mich heute noch um.

Wie sehr Lebensqualität und Spaß voneinander abhängen, konnte ich auch beim Krankenhausfunk von Bethel erfahren. Über Kabel wurde dort ein Hobby-Programm in die anderen Krankenhäuser übertragen.

Es gab beispielsweise eine monatliche Live-Sendung, in der wir Musikwünsche der Bewohner erfüllten. Mit sehr einfachen Mitteln haben wir Menschen damals unglaublich viel Freude bereitet. Gleichzeitig war das wohl auch der Grundstein für meine heutigen Präsentationsfähigkeiten.

Eine zweite Chance für die Karriere

Über den zweiten Bildungsweg bekam ich dann die Chance, Elektrotechnik zu studieren. Das war immer mein Traum. Seit ich klein war, habe ich die Dinge auseinandergenommen, wollte sie verstehen.

Das hat mich seit meinem ersten Fischertechnik-Baukasten nicht mehr losgelassen. Nun gab es aber damals nicht den Fachkräftemangel von heute.

Ich habe 80 Bewerbungen schreiben müssen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Nach dem Studium war das nicht anders. So bin ich also eher unfreiwillig zur IT gekommen, die damals noch sehr jung war. Videokonferenzen, IT-Security oder intelligente Netzwerke waren zu dieser Zeit noch undenkbar.

Mit meiner ersten Cisco-Schulung hatte ich genau das gefunden, was ich auch als Elektrotechniker und Fernmeldeanlagentechniker liebte: die Telekommunikation, nur jetzt in der IT.

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